Die Baureihe 52 in Jugoslawien: Bis heute im Einsatz

Ganze 339 Maschinen der Baureihe 52 landeten auf den abenteuerlichsten Wegen in Jugoslawien. Nicht allein der II. Weltkrieg war die Ursache, auch die DB gab noch 1952 Loks dorthin ab.

Von Andreas Knipping
 
Das Heizhaus Belgrad etwa 1965: Links eine 33er (ex DRB-52) aus der UdSSR, daneben eine Lok der 1C1-Vierzylinderbauart 01. Schräg dahinter eine Lok aus dem BMAG/Borsig-Programm von 1929/30. (Foto: Tadej Braté) © Tadej Braté

Der „Balkanfeldzug“ 1941 unterwarf Jugoslawien deutscher Herrschaft. Das mit dem Reich verbündete Kroatien und Serbien erhielten Kriegslokomotiven ab Herstellerwerk. Weiter östlich und südlich mussten Reichsbahnmaschinen aushelfen.
1945 blieben viele 52er im befreiten Jugoslawien. Zugänge aus verschiedenen Ländern Europas folgten. Bis in die frühen 1980er Jahre blieben die Loks unentbehrlich.

Viele deutsche Lieferungen
Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es Serbien, unter Einbeziehung vormals österreichisch-ungarischer Gebiete ein „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ zu errichten. Vier Jahre Krieg hatten das ohnehin schwach entwickelte Eisenbahnwesen auch auf dem westlichen Balkan zerrüttet hinterlassen. Deutsche Lieferungen von Lokomotiven der Bauarten 1C1h4, 1Ch2 und 1Dh2 auf Reparationskonto schufen 1922/23 erste Abhilfe. Es handelte sich aber um Konstruktionen aus der Zeit von vor 1914, so dass ein Generationswechsel nicht lange aufzuschieben war.
Wiederum waren es die deutschen Hersteller BMAG und Borsig, die 1929/30 (nicht ohne Schmiergeldzahlung) mit einem Typenprogramm in Anlehnung an die Einheitsloks der Reichsbahn Erfolg hatten und den Balkanstaat, der sich soeben in Jugoslawien umbenannte, 110 moderne 2C1-  und 1D1-Zwillingsloks und 1E-Drillinge verkaufen konnten. Die eigentlich erforderliche weit größere Beschaffung scheiterte an der mangelnden Finanzkraft Jugoslawiens, das auf wirtschaftlichem Gebiet genauso erfolglos blieb wie mit der Integration seiner Völkerschaften.
Ab April 1941 war Jugoslawien wieder Kriegsgebiet. Italien hatte bei einem willkürlichen Angriff auf Griechenland schwere Rückschläge erlitten und erbat deutsche Hilfe. Hitler nutzte die Gelegenheit zur Ausdehnung seines Machtbereichs auf den gesamten Balkan. Am 6. April 1941 griff die Wehrmacht mit Unterstützung der Bündnispartner Ungarn und Bulgarien Jugoslawien an, das am 17. April kapitulierte.

Deutsche Loks für Bündnis und Besatzung
Staat und Bahn wurden mit gewaltsamer Nachhilfe einheimischer Extremisten zerschlagen. Slowenien wurde zwischen Deutschland und Italien aufgeteilt, Serbien wurde zu Gunsten Ungarns und Bulgariens reduziert und ansonsten einem brutalen deutschen Besatzungsregime unterworfen.
Kroatien (einschließlich Bosnien-Herzegowina) schwang sich mit einer faschistischen Regierung zum Bündnispartner des Reiches und Italiens auf und nahm sogar ab Juni 1941 am Ostfeldzug teil. Für die Volkstums- und Rassenpolitik des Regimes mussten hunderttausende Juden und Serben ihr Leben lassen.
Bedürfnisse der Kriegswirtschaft wie auch des Nachschubs ins ferne Griechenland machten die Unterstützung der kroatischen und serbischen Eisenbahnen unabweisbar. Deutsche Kriegsloks der Baureihe 52 wurden 1943/44 in folgenden Serien unmittelbar geliefert an:

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