Die Baureihe E 69

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E 69 04 kehrte am 5. Juli 1955 zum Bw Garmisch zurück und war zur Unterstützung der E 69 05 im Güterverkehr nach Oberammergau vorgesehen. Die in Heidelberg einsetzten E 69 02 und 03 waren stark gefordert, gelegentlich in Unfälle verwickelt und erhielten, nachdem sich Isolatorüberschläge durch die schadstoffhaltige Luft mehrten, statt des Stromabnehmers SBS 9 einen nicht mittig angeordneten Stromabnehmer der Bauart SBS 39.

Im Herbst 1959 trafen E 69 03 und E 69 05 zur Untersuchung im AW Freimann ein, nach der beide Lokomotiven einen neuen Anstrich in Rot erhielten (vorher waren alle Maschinen grün). Die rote Farbgebung wandte die DB auch bei den gerade umgebauten Baureihen E 60 und E 63 an. Die E 69 02 und 04 behielten ihren grünen Lack. Diese Vielfalt machte später einen besonderen Reiz der E 69-Familie aus.

169 002 älteste DB-Lok
Zum Sommerfahrplan 1964 wurden E 69 02 und E 69 03 wegen der gestiegenen Zuglasten in Heidelberg durch E 60 ersetzt und alle E 69 wieder im Bahnbetriebswerk Garmisch, Außenstelle Murnau, zusammengefasst, um den Gesamtverkehr in ihrer angestammten Heimat erneut zu übernehmen.

Im Jahr 1968 avancierte die alte LAG 2, mittlerweile als 169 002-3 bezeichnet, zur ältesten Betriebslok der DB. Somit kam die Baureihe 169 in den Folgejahren auch zu zahllosen repräsentativen Ehren auf Ausstellungen. Seit Mitte der 1960er-Jahre wies 169 004 eine Besonderheit auf: Aus nicht mehr nachvollziehbarem Grund wurde die Vorne/Hinten-Klassifizierung geändert.

Aus Seite 1 wurde Seite 2 und umgekehrt. Damit war entgegen den anderen Loks die Führerstandseite in Fahrtrichtung 1 Rechts statt Links, weswegen die Lok auch in der Regel mit Seite 2 nach Oberammergau fuhr, während die anderen Loks mit Seite 1 am Endbahnhof ankamen.

Weitere Änderungen gab es erst wieder Mitte der 1970er-Jahre. 1975/76 erhielten alle Loks im AW Freimann eine neue U2-Hauptuntersuchung. Dabei erhielten 169 002, 003 und 004 eine Indusi (169 005 hatte diese bereits 1971 erhalten). Hierzu musste jedoch Platz im Führerhaus geschaffen werden.

Bei der 169 002 wurden die Kästen der Indusi diagonal angeordnet und je ein Seitenfenster verschlossen. Bei 169 003 und 004 wurde je ein weiteres Seitenfenster geschlossen, nachdem beide Maschinen (auch E 69 01) bereits in den 1950er-Jahren das dem Führerstandsfenster entgegengesetzte vordere Seitenfenster verloren hatten.

Motorschaden bei 169 003
Die 169 003 wurde bei dieser Untersuchung per 29. Dezember 1976 fehlerhaft ausgebessert, sodass sie in den Folgewochen kaum mehr richtig in Fahrt kam. Bereits am 18. Januar 1977 erlitt sie einen schweren Motorschaden, der im Februar 1977 zu ihrer z-Stellung führte.

Da die beiden ältesten Maschinen 169 002 und 003 jedoch die beim Personal beliebtesten waren und den besten Allgemeinzustand aufwiesen, entschloss sich die BD München zur Abstellung der 169 004. Sie fuhr am 21. April 1977 mit eigener Kraft ins AW Freimann, um dort am nächsten Tag z-gestellt ihren Motor an 169 003 abzugeben, die so ab Mai 1977 wieder im Einsatz stand.

Am 29. September 1977 musterte die DB die beim Personal wegen ihrer Schützensteuerung und der schwächeren Motorleistung weniger beliebte 169 004 aus. Von den verbliebenen Loks stellten 169 002 und 003 die Regel-Einsatzloks dar, während die eigentlich leistungsstärkste 169 005 wegen ihrer höheren Schadanfälligkeit und den ungeliebten Pendelbewegungen bei voller Fahrt meist als Reservelok oder bei besonderes schweren Leistungen zum Einsatz kam.

Ende nach 75 Jahren
Am Einsatz als einzige Lokbaureihe auf der Oberammergauer Bahn änderte sich bis Sommer 1978 nichts. Seither mussten sich die drei Maschinen die Leistungen mit einer 141 teilen. Tiefpunkt hierbei war der Passionsfahrplan im Sommer 1980, in dem nur der Güterzug auf dem Programm stand.

Dagegen wurden ab 1. Oktober 1980 nochmals zwei Maschinen benötigt. Mit diesem Plan nahmen die E 69 am 30. Mai 1981 und nach 75 Jahren Abschied vom Personenverkehr auf ihrer Heimatstrecke. Wegen der Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 60 km/h mussten die alten Loks abgezogen werden.

Sie verblieben noch eine Fahrplanperiode im Güterverkehr ihrer Heimatlinie und erhielten eine Gmp-Leistung von Garmisch nach Griesen, erstmals in ihrer Einsatzgeschichte. Doch am 26. September 1981 endet der planmäßige Einsatz der Ellok-Pioniere. 169 005 wurde bereits zwei Tage vorher wegen Fristablauf ausgemustert, 169 002 und 169 003 folgten am 29. Juli 1982.

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