Die Eisenbahn im Saarland: Ohne Grenzen

Zweimal eigenständig Die alten Streitigkeiten zwischen Frankreich und Deutschland beherrschten auch die Eisenbahngeschichte des Saarlandes.
In einem Europa ohne Grenzen sind derlei Konflikte beigelegt. Davon profitiert die moderne Bahn an der Saar. 

Autor: Rainer Schedler

 
1972: Zwei 023er fahren mit mächtigen Auspuffschlägen aus Gleis 15 in Saarbrücken aus 	Foto: Rainer Schedler © Rainer Schedler

Mit der Inbetriebnahme der Pfälzischen Ludwigsbahn in den späten 1840er-Jahren wurde der Grundstein des saarländischen Eisenbahnsystems gelegt. Von der damaligen Rheinschanze war der Schienenweg 1849 bis Bexbach geebnet, 1852 wurde die Strecke über Saarbrücken bis zur Staatsgrenze bei Forbach fortgeführt. Denn auch die Franzosen hatten ein großes Interesse daran, eine Schienenverbindung in das  industriereiche Saarbecken herzustellen.

Am 26. Mai des Jahres 1860 konnte auch die Saartalstrecke zwischen Saarbrücken und Trier eröffnet werden. Die heimische Industrie – Gruben und Hüttenwerke – sah mit dem Einzug der Bahn effizientere Transportmöglichkeiten für ihre Produkte. Infolgedessen stand beim Bau weiterer Strecken weniger der Personen- als vielmehr der Güterverkehr im Vordergrund. Überwiegend die Grubenwerke bekamen von den Hauptbahnen abzweigende Anschlüsse, um das geförderte „Schwarze Gold“ abzufahren.

Aber auch der Ruf der Arbeiter nach der Bahn, mit der sie schneller und bequemer von ihrem Wohnort zu ihrer Arbeitsstelle gelangen konnten, war nicht zu überhören. Schon frühzeitig war erkennbar, dass der Bahnbau auf saarländischem Boden seine in ihn gesetzten wirtschaftlichen Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern bei Weitem übertraf. Bis 1938 entstanden insgesamt 57 Strecken und Industrieanbindungen.

Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges wurde 1921 mit einer Netzlänge von 338 Kilometern die „Eisenbahndirektion des Saargebietes“ geschaffen. Sie wurde der vom Völkerbund ins Leben gerufenen „Regierungskommission des Saarlandes“ unterstellt. 836 Streckenkilometer verblieben im Deutschen Reich, die der Eisenbahndirektion Trier zugeteilt wurden.

Am. 1. März 1935 wurde in Saarbrücken in einem Staatsakt die Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich vollzogen. Einhergehend damit wurden die Saarbahnen in die Deutsche Reichsbahn integriert. Beide Direktionen wurden als „Reichsbahndirektion Saarbrücken“ weitergeführt, nach dem Zweiten Weltkrieg aber erneut entzweit.
 

Die Zeit der „Saarländischen Eisenbahnen“
Mit einer Verfügung vom 1. April 1947 erhielten die Eisenbahnen im Saarland – im Bestand waren 346 Lokomotiven – ein selbstständiges Netz und bezeichneten sich nun als „Saarländische Eisenbahnen“ (SEB). Die fortan unter französischer Leitung stehenden SEB wurden ab Januar 1951 in ein eigenständiges Unternehmen mit der Bezeichnung „Eisenbahnen des Saarlandes“ (EdS) umgewandelt. Ein Saarvertrag, welcher am 27. Oktober 1956 abgeschlossen wurde, sah die politische Rückgliederung des Saarlandes zum 1. Januar 1957 vor. Er war Bestandteil eines internationalen Statutes in der Präambel der Saarverfassung. Darin wurde das Eigenleben der Saarbevölkerung garantiert.

Mit Beginn der politischen Rückgliederung gingen auch die EdS formell in die Deutsche Bundesbahn über. Der im Volksmund genannte „Tag X“, der 6. Juli 1959, sah die vollständige Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland vor. Damit war das Kapitel „Eisenbahnen des Saarlandes“ zur Geschichte geworden.

In Saarbrücken wurde fortan eine neue Bundesbahndirektion ins Leben gerufen, deren Präsident Fritz Grimm wurde, welcher bis dahin Vorstand der BD Trier gewesen war. Er wurde vom damaligen 1. Präsidenten der DB, Professor Oeftering, mit der Führung der vergrößerten Bundesbahndirektion beauftragt, in die auch die BD Trier integriert wurde. Der neue Direktions-Bezirk umfasste zunächst eine Streckenlänge von 1.571,68 Kilometern. Erst mit der Auflösung der BD Mainz kamen nochmals rund 407 Kilometer in der Westpfalz dazu.

Die verschiedenen Gebiete der neuen BD Saarbrücken standen im kontrastreichen Gegensatz zueinander: Das Saarland mit seiner Montanindustrie und das vorwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzte Gebiet der Westpfalz, dazu Mosel und Nahe mit den Mittelgebirgen Eifel und Hunsrück.

Die saarländischen Ausbesserungswerke St. Wendel und Saarbrücken-Burbach wurden der geschäftsführenden „Direktion für Werkstätten“ in Frankfurt zugewiesen, die bereits schon für das AW Trier zuständig war.
 

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