Die Höllentalbahn

Die Höllentalbahn in den Schwarzwald feiert 2010 zwei Jubiläen: 75 Jahre Steilstrecke Elektrifizierung & 50 Jahre Bundesbahn-Stromsystem Umstellung.

Text: Rudolf Heym

 
Die 85 004 mit dem P 1547 auf dem Ravenna-Viadukt in der 55-Promille-Steigung am 22. Juni 1934. Gut zu erkennen ist die schnurgerade neue Linienführung, rechts die Widerlager der alten BrückeFoto Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker © Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker

Als Höllentalbahn wird im Allgemeinen die Stammstrecke Freiburg im Breisgau – Neustadt (Schwarzwald) bezeichnet. 14 Jahre lang blieb diese am 23. Mai 1887 eröffnete und 34,89 Kilometer lange Strecke eine Stichbahn. Sie führt aus der alten Handelsstadt Freiburg, im Talausgang der Dreisam zur Rheinebene gelegen, auf die Höhen des Hochschwarzwaldes hinauf. Erst im August 1901 wurden weitere 37,04 Kilometer Strecke bis Hüfingen eröffnet. Damit war über die Bregtalbahn Donaueschingen – Hüfingen – Furtwangen die Lücke zur Schwarzwaldbahn geschlossen und die Höllentalbahn beidseitig an das Eisenbahnnetz Badens angeschlossen.

Erst am 26. September 1926 wurde durch die junge Deutsche Reichsbahn die Stichstrecke zum Schluchsee nach Seebrugg eröffnet. Danach prägte sich nach und nach der gemeinsame Oberbegriff „Höllental- und Dreiseenbahn“ ein, da beide Strecken betrieblich eine Einheit bildeten.
Die Höllentalbahn selbst nahm stets eine Sonderstellung ein. Das war bei der Badischen Staatsbahn so (Zahnradbetrieb), das war so in der Reichsbahnära (Konstruktion der Baureihe 85 allein für diese Strecke), und auch bis in die Bundesbahnepoche war die Höllentalbahn – zumindest bis 1960 – ein Inselbetrieb durch die Anwendung von Wechselstrom mit 20.000 Volt und 50 Hertz.

Erst nach der Umstellung des elektrischen Betriebes auf das bei den meisten mitteleuropäischen Bahnen übliche System mit 15.000 Volt und 16,7 Hertz verschwanden die Unterschiede. Was blieb waren die extreme Neigung von 55 Promille und die ihr geschuldeten Sondervorschriften für den Betriebsdienst. Heute spürt man als aufmerksamer Reisender vielleicht noch etwas von der außergewöhnlichen Neigung zwischen Hirschsprung und Hinterzarten, ansonsten dürfte sich durch die wachsende Uniformität des Unternehmens Deutsche Bahn eine Fahrt von Freiburg hinauf in den Hochschwarzwald nur wenig von anderen Bahnreisen unterscheiden.

Diese Umstellung des Stromsystems ist nun genau 50 Jahre her. Das allein könnte ein Grund für eine Rückschau in die Geschichte dieser Bahn sein. Doch auch in vielerlei anderer Hinsicht lohnt sich eine Blick in die Vergangenheit. Vier markante Epochen allein bieten schon einmal vier völlig unterschiedliche Triebfahrzeug-Generationen. Ein Glücksfall für ein Magazin wie das unsere, das in erster Linie von der Vielfalt der abgebildeten Lokomotiven lebt.
 

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