Die Unglücksraben

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Die 120 treibt es bunt – die Werbeloks
Die großen und glatten Seitenflächen der 120.1 (mit 19.200 mm über Puffer hat die Baureihe eine ungewöhnliche Länge) fordern eine Beschriftung und Nutzung als Werbefläche geradezu heraus. Im Lauf der Jahre entstanden eine Reihe überaus bunter, unterschiedlich gelungener Werbeträger. Den Anfang machte 120 129 mit Werbung für Märklin (1996/1997). Es folgten die Werbeloks:
120 151  ZDF (1997 – 2010)
120 139 Märklin (1997 – 1999)
120 141 Dresdner Bank (1997/1998)
120 119  Micky Mouse/Weihnachten (1998/ 1999)
120 159 Märklin (2009)
120 159 175 Jahre deutsche Eisenbahnen; „Goldelse“ (2010)
Insgesamt neun Lokomotiven (120 102, 110, 118, 120, 122 – 124, 126, 133, 138, 140) trugen ab dem Jahr 2000 die Schriftwerbung „Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“
 

Die Perspektive
Trotz wiederholter Änderungen erstreckt sich der Einsatzbereich nach wie vor über das gesamte Bundesgebiet. Aktuell werden 31 Maschinen in drei Umlaufplänen eingesetzt.
Die Maschinen bespannen in erster Linie IC und EC, aber auch PbZ (PbZ = Personenzug für besondere Zwecke, aktuelle Bezeichnung für den bahninternen Verkehr, z. B. die Ringzüge mit Wagen fürs Aw) und Nachtzüge von DB Autozug. Mit diesen Leistungen sind die 120.1 vor allem auf Altstrecken und der NBS Würzburg – Hannover anzutreffen.
Ein vierter Plan für sieben Lokomotiven beinhaltet die Knotenpunktreserven an den Standorten Dortmund, Frankfurt (Main), Köln, Leipzig Nürnberg und Stuttgart. Auch in den anderen Laufplänen sind Plantage als Reserve vorgesehen, z. B. für Hannover. Wendepunkte sind u. a. München, Berlin, Emmerich, Saarbrücken, Singen, Angermünde, Berlin, Karlsruhe, Frankfurt (Main), Padborg, Stuttgart. In dieser Funktion kommen sie nicht nur vor Ersatzzügen zum Einsatz, sondern auch, wenn wieder einmal die Baureihe 101 außer Gefecht gesetzt ist. Dann übernehmen die 120.1 kurzfristig auch eine ganze IC-Linie, wie kürzlich zwischen Frankfurt und Salzburg.
Vor Güterzügen sind die Einsätze rar geworden. Zuletzt wurde nur noch ein Zug zu nachtschlafener Zeit zwischen Kornwestheim und Ulm befördert. Als letzte Lok in orientroter Lackierung mit Lätzchen ist noch 120 149 unterwegs, ihr Zustand ist allerdings wenig erfreulich. Wer sich für die Lok interessiert, findet ihre Einsätze im Internet im Rahmen der Kastenzehnervorschau. Noch zählen die 120.1 zum Unterhaltungsbestand, gelegentlich ist eine Lok im Neulack zu beobachten, wie jüngst 120 155.
Definitiv nichts Gutes bedeutet für die 120 die Bestellung der ICx im Mai 2011. Ersetzt werden müssen zwar nicht die Loks, sondern das überalterte Wagenmaterial der IC, doch werden die für eine Geschwindigkeiten von 230 km/h ausgelegten ICx zum größten Teil das Einsatzfeld der Baureihe 120.1 besetzten.

25 Jahre alt: Zukunft ungewiss!
Auch als Knotenpunktreserve machen die Loks nur so lange Sinn, wie auch Wagenmaterial verfügbar ist. Eine kleine Chance bedeuten daher die Doppelstock-Fernverkehrs-Wendezüge, die die DB Anfang 2011 bestellt hat. Denkbar ist auch der Einsatz weiterer 120 im Regionalverkehr, wo immer längere und schwerere Züge zu fahren sind, für die die Leistung der Baureihen 111 und 146 nicht ausreichen. Geeignet sind die 120.1 auch für die Nacht- und Autozüge, die derzeit noch vielfach von der Baureihe 110/115 bespannt werden. Ein 2005 schon eingeleiteter Verkauf einiger Maschinen an DB Autozug wurde gestoppt, weil DB Fernverkehr nicht auf die Lok verzichten konnte. Damit ist der kuriose Fall eingetreten, dass einerseits Lokomotiven unterwegs sind, die ein nie gekanntes Einsatzalter erreicht haben, etwa die Einheitselloks der Baureihe 140, und andererseits eine erst 25 Jahre alte Lokbaureihe, die bei ihrer Indienststellung einen Quantensprung in der Zugförderung darstellte, vor einer ungewissen Zukunft steht. 
Marcus Niedt

Noch mehr Bilder und Infos finden Sie in LOK MAGAZIN 09/11

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