Die Wende-Lok 132 478-9: Schluss im November?

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Erhöhter Verschleiß
Die täglich hohen Laufleistungen zwischen Berlin und Hof führten nachweislich zu einem erhöhten Reparaturbedarf der 132 478. Denn in keinen anderen Bw musste die Lok so oft zu V0-Bedarfsausbesserungen (von Mai 1988 bis Juli 1992 16 mal V0), wie beim Bw Reichenbach. Dazu bediente man sich auch der TU-Werkstätten in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und Dresden. Obwohl auf dem Bw-Gelände in Reichenbach ein moderne V5-Triebfahrzeugerhaltungswerkstatt angesiedelt war, musste 132 478 vom 20. März 1990 bis 7. Juni 1990 ein letztes Mal zur Schadgruppe V5 in das Bw Erfurt. Das war zugleich die letzte Triebfahrzeuginstandsetzung der Lok 132 478 noch mit Ostmark.

Die Umstellung auf das neue Triebfahrzeug-Nummernsystem ab 1. Januar 1992, als die Lok ihre Emaille-Schilder ablegte und die Klebezahlen 232 478-2 am Lokkasten erhielt, erfolgte noch in Reichenbach. Ab Sommerfahrplan 1992 fuhren planmäßig Bundesbahn-Dieselloks der Baureihe 218 des Bw Regensburg bis nach Reichenbach und übernahmen zahlreiche 232er-Leistungen im Vogtland. Der Überbestand an 232ern des Bw Reichenbach war nicht zu übersehen. Im Jahr 1993 wurde die 232 478 zweimal zwischen dem Bahnbetriebswerk Reichenbach und dem Bw Görlitz hin- und hergereicht.

Die Einsätze der Baureihe 232 wurden nach der Vereinigung beider deutscher Bahnen Anfang der 1990er-Jahre immer mehr auf DB-Gleise ausgeweitet. Im März 1993 wurde 232 663 probeweise von der BD Essen im Ruhrgebiet eingesetzt. Da sie sich bewährte und der bis dahin eingesetzten Bundesbahn-Baureihe 215 im Güterzugdienst deutlich überlegen war, wurden zum Jahresende zunächst 15 Maschinen der Reihe 232 von der DB angemietet und beim Bw Oberhausen beheimatet. Zu diesen Maschinen gehörte auch die 232 478, die nach einer Hauptuntersuchung im AW Cottbus am 11. Dezember 1993 das ehemalige Reichsbahngebiet für lange Zeit verlassen sollte und beim Bw Oberhausen-Osterfeld Süd eine neue Heimat fand. Es ist anzunehmen, dass bei der 232 478 bereits im AW Cottbus der Wechsel des Schildes „Deutsche Reichsbahn“ gegen den DB-AG-Aufkleber vollzogen wurde.

Das spätere Cargo-Werk Oberhausen setzte seine Russen-Diesel auch von den 232-Einsatzstellen Wanne-Eickel, Osnabrück und Bremen aus ein. Damit befuhr die 232 478 das gesamte nordwestdeutsche Streckennetz. Aber auch im grenzüberschreitenden Güterverkehr nach Holland war die Lok zu beobachten.

Neuer Motor
Nach Ablauf der Fristen endete am 10. Dezember 2001 das inzwischen acht Jahre dauernde Gastspiel der 232 478 beim Werk Oberhausen. Zusammen mit elf weiteren, zuletzt 1993 hauptuntersuchten Oberhausener 232ern wurde 232 478 in das Werk Cottbus überführt und dort am 18. Dezember 2001 z-gestellt.

Die Zeit auf dem Abstellgleis war aber nicht von langer Dauer. Die 232 478 fiel unter ein im Jahr 1999 beschlossenes Modernisierungsprogramm, das im Februar 2002 im Werk Cottbus begann. Danach wurden 64 Lokomotiven der Reihe 232 in den Jahren 2002/2003 hauptuntersucht, neu motorisiert und in 233 umgezeichnet. Wichtige Neuerung war der Einbau eines neuen Kolomna-Motors vom Typ 12D-49M mit 2.206 KW Leistung (3.000 PS). Mit diesem 12-Zylinder-Motor werden nicht nur der Kraftstoffverbrauch sondern auch die Abgaswerte um die Hälfte gesenkt. Im Zuge der Modernisierung erhielten alle 233er den neuen digitalen Zugbahnfunk GSM-R. Die per IS 703 hauptuntersuchte 233 478-7 war am 11. November 2002 im Werk Cottbus fertig und erhielt eine bordeauxrote Lackierung.

Dispo in Halle (Saale)
Mit der Einführung des Baureihen-Managments bei DB Cargo ab 1. Januar 2001 erfolgte die zentrale Disposition der Reihen 232/233 in Halle (Saale). Durch diese Maßnahme kamen alle im Jahr 2002 fertiggestellten 233er zunächst sporadisch vom Werk Halle-G und Dresden aus zum Einsatz. Wegen des noch weiter konzentrierten Baureihenmanagements bei DB Cargo wurde die Beheimatung der Reihe 232 in Saalfeld und Oberhausen zum 1. Juni 2003 aufgegeben und die Beheimatung der 64 Loks der Baureihe 233 im Werk Dresden konzentriert. Dies hatte vor allem seinen Grund in der Vorhaltung von Ersatzteilen für die Motoren. Mit der Umbenennung der Güterverkehrssparte von Railion Deutschland AG in DB Schenker kam es im Sommer 2008 zu einer Neuverteilung der Reihe 233. Die 233 478 gehört seit dem 1. September 2008 zum Transport-Management Nord in Hamburg. Nach dem erweiterten Revisionszyklus für die Reihe 233 bleibt die 233 478 bis Anfang November 2010 betriebsbereit.   

Von Rainer Heinrich

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 06/10

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