Dreigestirn

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1966 konzentrierte die Rbd Halle die Unterhaltung der Elloks in den beiden Bw Halle P und Leipzig West. Um die drei Loks, die ansonsten den Weg der Splittergattungen E 05, E 17 und E 21 gegangen wären, sinnvoll weiter zu verwenden, entschloss sich die DR, vorerst zwei E 18 für eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h umzubauen. Hierfür gab es einen Bedarf sowohl zur Erprobung neuer Fahrzeuge der volkseigenen Schienenfahrzeugindustrie als auch im Versuchsdienst der DR. Die ehemalige FVA war ab 1. Januar 1960 zur Versuchs- und Entwicklungsstelle der DR für die Maschinenwirtschaft, abgekürzt VES(M), erhoben worden. So wechselten E 18 19 am 13. Oktober 1966 und E 18 40 am 3. Februar 1967 zum Bw Halle P.

Den Umbau der E 18 19 nahm das Raw Dessau nach Zeichnungen der VES(M) vor. Er umfasste den Einbau neuer Getriebe einschließlich neuer Radkörper. Auf eine Änderung der Bremseinrichtung wurde verzichtet, weil die neue Höchstgeschwindigkeit nur für den Versuchsbetrieb benötigt wurde. Dabei konnten eventuell verlängerte Bremswege in Kauf genommen werden. Die Lok war am 31. Mai 1969 fertig gestellt. Die inzwischen in Arbeit genommene E 18 40 verunglückte bei einer Probefahrt vor dem D 1160 im Bahnhof Großkorbetha infolge eines Zusammenstoßes mit der im Hauptgleis stehenden E 42 073. Die Reparatur der E 18 40 erwies sich als unmöglich, so dass an deren Stelle nun die E 18 31 umgebaut wurde. Die war dann am 26. Juni 1970 einsatzbereit, die E 18 40 musterte die DR am 15. Mai 1972 aus.

Da zur Zeit des Umbaus der E 18 31 die Erprobung der neuen automatischen Mittelpufferkupplung akut wurde, bekam sie eine für deren Einbau vorbereitete Pufferbohle.
Am 1. Juni 1970 erhielten beide E 18 die EDV-Betriebsnummern 218 019-8 und 218 031-3. Sie wurden in dem der VES(M) zugerechneten Dienstplan 20 mit einer Tageszeitlücke von 7.00 – 17.00 Uhr, die für Versuchsfahrten vorgehalten wurde, eingesetzt. Anfangs war er zweitägig, dann zumeist dreitägig durch den Einsatz einer E 11, die auch als Ersatzlok nötig war. Dieser Umlauf enthielt Anfang der 1970er-Jahre auch einige Züge zwischen Dessau und Erfurt/Camburg. Bereits ab 1973 wurde in diesem Laufplan die C0’C0’-Neubaulok 250 001 zur Dauererprobung eingesetzt. Die hohe Getriebeübersetzung machte die beiden 218er für den regulären Zugbetrieb zu etwas „lahmen Enten“. Das Bw sah es nicht gern, wenn in den Laufplan schwere Personenzüge mit vielen Halten eingebaut wurden, weil dies das Einhalten der Fahrzeiten erschwerte. Sehr oft plante man für sie Gepäck- und Expressgutzüge (Gex) ein.

Ab Sommerfahrplan 1977 wurden die Loks nur noch im Sonderdienst verwendet, das heißt, sie wurden für Versuchsfahrten und bei Spitzenverkehren (z. B. im Festtagsverkehr) eingesetzt. Die 218 031 erhielt 1975 den Status als betriebsfähig zu erhaltendes „Historisches Triebfahrzeug“. So sah man sie immer häufiger als Zuglok für Sonderzüge des Deutschen Modellbahnverbandes (DMV) der DDR, bei historischen Anlässen und auf Ausstellungen. Die Schwesterlok 218 019 wurde ebenso verwendet, zum „Historischen Triebfahrzeug“ wurde sie aber erst 1988. Zur Erfassung ihrer Betriebsleistungen im EDV-System reihte die Deutsche Reichsbahn 1981 beide intern in die Baureihe 204 als 204 819-7 und 204 831-2 ein.

Sonderzugeinsätze
Eine der ersten Fahrten für den Modelleisenbahnverband war der Sonderzug „Sachsenrundfahrt“ am 18. September 1977, der mit den Loks 218 031 und 204 001 von Leipzig über Zwickau nach Radebeul Ost und zurück über Riesa führte. Weitere Einsätze gab es u. a. mit Regelzügen bei den Jubiläen „50 Jahre Raw Dessau“ im September 1979, „75 Jahre Bw Engelsdorf“ im Juni 1981 und „75 Jahre Bw Leipzig Hbf West“ im September 1983. An der Parade „150 Jahre erste deutsche Ferneisenbahn Leipzig – Dresden“ in Riesa nahm E 18 31 ebenfalls teil. Nach 1992 konnte man sie auch auf ehemaligem DB-Gebiet sehen. Die 218 019 war am 1. Juni 1985 auf einer Ausstellung in Güstrow zu sehen, sie führte im Abschnitt Güstrow – Rostock am 2. Juni 1985 einen DMV-Sonderzug zur Eröffnung des elektrischen Betriebes Berlin – Rostock. Damit kam erstmals eine E 18 an die Ostseeküste. Im August 1990 bespannte sie Regelzüge Leipzig – Magdeburg anlässlich des 150-jährigen Streckenjubiläums. Ihren letzten Messfahrten-Einsatz hatte sie bereits am 20. Mai 1990 auf der Strecke Angermünde – Passow absolviert. 

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