Endstation Rheine

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Wurde bis 1968 auch noch nach Osnabrück gefahren, so war fortan das Haupteinsatzgebiet der Hamburger 012, wie sie jetzt hießen, der schwere Schnellzugdienst auf den Hauptstrecken Richtung Norden: Westerland, Kiel und Flensburg hießen nun die Wendebahnhöfe. Die Intensität der Einsätze war saisonabhängig: Im Winter standen immer einige 012 mangels Bedarf konserviert im Bw Hamburg-Altona, während im Sommer wieder Höchstleistungen gefordert waren.

Bis zu 15 Wagen umfassten die Bäderschnell­züge nach Westerland, 135 km/h waren auch auf Teilen der Marschbahn zulässig, und die langen Rampen zur Hochbrücke von Hochdonn verlangten den Maschinen alles ab. Mangels langer Durchläufe erreichten die monatlichen Laufleistungen keine Bestmarken mehr, aber 15.000 Kilometer im Monat waren in der ausklingenden Dampflokzeit durchaus noch beachtlich.

Es lag nicht an der 012, dass im September 1972 die Diesellok die Beförderung der Schnellzüge in Schleswig-Holstein komplett übernahm: Schon im Sommer 1972 musste die 012 von der Kieler Strecke verschwinden, denn Kiel war Austragungsort von einigen Wassersportwettbewerben der Olympischen Spiele, die ansonsten in München abgehalten wurden. Und internationale Besucher in einem Dampfzug nach Kiel zu fahren, das pass­te nicht ins moderne Bild der Bundesbahn. Dann schon lieber Diesel, wenn es auch etwas langsamer voran ging …

So blieb nur die Westerländer Strecke übrig, für die im Sommerfahrplan 1972 noch drei Planloks sowie mittwochs für Saisonzüge weitere vier 012 benötigt wurden. 681 Kilometer wurden im Drei-Tages-Plan täglich geleistet. Doch der Sylter Kurverwaltung waren die „alten und schmutzigen“ Dampfloks ein Dorn im Auge, und auch innerhalb der BD Hamburg war man stolz, Ende September 1972 verkünden zu können, „dampffrei“ zu sein. Von den letzten neun Hamburger 012 wurden mit 012 001 und 012 105 die erst- und letztgebaute 01.10 noch vor Ort z-gestellt, die sieben restlichen fanden in Rheine ihre letzte Heimat.  Übrigens: Die Fahrzeiten der 012-Schnellzüge auf der Marschbahn sind bis heute noch nicht wieder erreicht worden: Ich würde gerne noch einmal im D 532 in zwei Stunden und 52 Minuten hinter einer 012 von Westerland nach Hamburg-Altona fahren, ein IC heutiger Tage mit einem 218-Doppelgespann braucht drei Stunden und 15 Minuten!

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