Knoten am Main

Fünf Hauptlinien der DB - Hauptbahnhof Würzburg

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Seit den frühen 1950er-Jahren hatte sich Würzburg Hbf zu einem der wichtigsten Bahnknoten Süddeutschlands entwickelt. Fernzüge der Relationen Ruhrgebiet bzw. Norddeutschland – Bayern bzw. Österreich kreuzten hier. So berührten beispielsweise 1962 vier F-Zugpaare Würzburg Hbf:

–    F 21/22 „Rheinpfeil“ München – Dortmund und zurück,
–    F 33/34 „Gambrinus“ München – Dortmund – Hamburg und zurück,
–    F 37/38 „Hans Sachs“ München – Hagen und zurück sowie
–    F 55/56 „Blauer Enzian“ München – Hamburg

und zurück. Der „Rheinpfeil“ wurde später sogar zum TEE aufgestuft.

Die größte Veränderung begann jedoch im September 1971 mit der Einführung des InterCity-Netzes im Zweistundentakt. Die anfangs nur 1. Klasse führenden Züge hatten in Würzburg einen Kreuzungspunkt mit wechselseitigen Anschlüssen. Nach dem Erfolg des Systems arbeitete die DB an dessen Weiterentwicklung zum Stundentakt und für beide Wagenklassen – ab 27. Mai 1979 sollte es dann soweit sein. Würzburg Hbf war nun endgültig ein wichtiger IC-Knoten im DB-Netz geworden.

Die neue ICE-Strecke
Hinsichtlich der Infrastruktur für Würzburg bildete der 29. Mai 1988 die wohl bislang größte Veränderung, denn zu diesem Zeitpunkt ging der Neubaustreckenabschnitt Fulda – Würzburg in Betrieb. Jedoch konnten vorerst nur die IC/EC bzw. ICE der Nord-Süd-Strecke diesen Teil benutzen, da die „Nantenbacher Kurve“ vom Bbf Rohrbach hinunter zur Spessartstrecke in Richtung Frankfurt erst im Juni 1994 eröffnet wurde. Nun hatte die ursprüngliche Maintalstrecke Würzburg – Gemünden ihren planmäßigen Fernverkehr völlig verloren.

Im Gegensatz zu diesen ICE-Verbindungen vermochten sich Fernrelationen „niedrigerer“ Kategorien in Würzburg letztlich nicht zu halten. So gehörten durchgehende Züge Würzburg – Erfurt schon bald wieder der Vergangenheit an, und die Durchgangsverbindung Würzburg – Bamberg – Hof (mit Flügelung nach Bayreuth) stellt heute de facto einen schnellen Regionalverkehr dar.

Stiefkind Nahverkehr
Die 1980er-Jahre waren geprägt vom Rückzug der DB aus Teilen des Würzburger Nahverkehrs durch Schließen von Reisezughalten. Sehen wir vom schon in den 1970er-Jahren aufgelassenen, nur schwach frequentieren Haltepunkt Randersacker – der Ort liegt am jenseitigen Mainufer – ab, hielten ab 1982 in Reichenberg an der Laudaer Strecke keine Nahverkehrszüge mehr. Sechs Jahre später galt dies auch für die beiden Heidingsfelder Bahnhöfe West und Ost, obschon zu letzterem sogar die Straßenbahn fuhr und gute Umsteigemöglichkeiten vermittelte. Letztlich fielen damals die Halte wohl dem ungenügenden Interessensausgleich zwischen DB und Würzburger Straßenbahn (WSB) zum Opfer. Inzwischen scheint sich aber ein Umdenken anzubahnen …

Wünsche für die Zukunft
Die partielle Vernachlässigung des erweiterten Würzburger Nahverkehrs durch die DB soll nun in nächster Zeit durch Reaktivierung von Halten wie Heidingsfeld Ost, Heidingsfeld West und Reichenberg (mit günstigerer Lage zum Ort) zumindest teilweise wieder behoben werden. Daneben böten sich weitere Verbesserungsmöglichkeiten sowohl auf dem Gemündener Ast als auch auf der Laudaer Strecke an. Bislang in Gemünden bzw. Lohr Bahnhof endende Regionalzüge sollten auf der einst nach Wertheim führenden Strecke bis Lohr Stadt verlängert werden, da diese Station unweit des Stadtzentrums liegt. Außerdem besitzen die ersten Meter jener Strecke aus betrieblichen Gründen des Bahnhofes Lohr schon seit vielen Jahren eine Fahrleitung, so dass die Investitionskosten relativ gering wären.

Der unter seiner Lage in zwei Bundesländern leidende Abschnitt Würzburg – Lauda, für den sich erfahrungsgemäß weder Stuttgart noch München richtig interessiert zeigen, könnte durch konsequenten Ausbau von durchgehenden Regionalbahnen Würzburg – Lauda – Bad Mergentheim aufgewertet werden.

Und warum sollte der Betrieb nicht elektrisch durchgeführt werden, da ja nur der 7,5 Kilometer kurze Abschnitt Königshofen – Bad Mergentheim keine Fahrleitung aufweist? Bislang ist es jedenfalls ein Unding, mit Dieseltriebwagen über die ohnehin elektrifizierte Strecke Würzburg – Königshofen zu brummen.

Der Haltepunkt Würzburg-Heimgarten war 1980 dem bevorstehenden dreigleisigen Ausbau des Abschnitts nach Rottendorf zum Opfer gefallen, der am 21. Juli 1984 in Betrieb gehen sollte.   

Von Ulrich Rockelmann

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 04/10

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