HSB-Triebwagen 187 011, 012, 013: Spitzname Fischstäbchen

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Umbauten am 187 012
Im Rahmen einer Hauptuntersuchung wurde er 1972 zum ersten Mal umgebaut. Eine Übergangstür an der Stirnfront wurde entfernt und durch zwei große Frontscheiben ersetzt. Weiterhin wurden die beiden ursprünglichen Maschinenanlagen entfernt und durch einen neuen Motor ersetzt. Einen neuen Farbanstrich bekam der Triebwagen nicht spendiert. Auf der Alb blieb er bis zu seinem späteren Verkauf im Jahr 1976 auch weiterhin nur Reservefahrzeug. Der Grund waren die fehlenden, für den Rollbockbetrieb notwendigen Normalspurübergangspuffer an den Stirnseiten. Die Konstruktion des T 35 gestattete auch keinen Umbau wie bei anderen WEG-Triebwagen. Ziemlich heruntergekommen wurde das Fahrzeug schließlich nach der Aufarbeitung des stärkeren Schlepptriebwagens T 30 mit insgesamt 680 PS Motorleistung zum Verkauf angeboten.

Die Insel Langeoog suchte zu dieser Zeit gerade weitere Fahrzeuge für die Inselbahn und kaufte den Triebwagen 35 Anfang 1976. Bei der grundlegenden Renovierung bei der Bremer Waggonbau wurden unter anderem die Stirnfronten den T 1 und T 4 angeglichen. Die noch vorhandene Übergangstür wurde ausgebaut. Die Belüftungs- und Heizungsanlage wurde dem Stand der Technik angepasst. Als zusätzliche Sicherungseinrichtungen erhielt das Fahrzeug eine Sicherheitsfahrschaltung und eine Federspeicherbremse.

Die Steuerung des nun wieder mit zwei Motoren ausgerüsteten Fahrzeugs erhielt eine modernere pneumatische Ausführung. Das vorhandene Getriebe wurde für eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h begrenzt. Als T 3 wurde er im Sommer 1976 festlich geschmückt dem Betrieb auf der Nordseeinselbahn übergeben. Viele Ehrengäste und Urlauber nahmen an der Eröffnungsfahrt teil.

Seit 1996 im Harz
Nach der Anschaffung neuer Fahrzeuge durch die Inselbahn Langeoog wurden die alten Triebwagen im Jahr 1995 erwerbslos und am 13. April des selben Jahres an die Harzer Schmalspurbahnen verkauft. Diese suchte dringend Triebwagen, um den Nahverkehr zwischen Ilfeld und Nordhausen zu rationalisieren. Weiterhin sollten teuere dampfbespannte Personenzüge in Tagesrandlage, besonders im Selketal, auf Triebwagen umgestellt werden.
Am 26. April 1995 verließen die drei Langeooger Triebwagen ihre langjährige Heimat per Schiff und wurden mit Lkw-Tiefladern ins Ausbesserungswerk Halberstadt gebracht. Vor ihrem Einsatz beim neuen Eigentümer erhielten sie dort eine Hauptuntersuchung.

Dabei war auch der Einbau neuer Türen notwendig, denn sowohl bei der KAE als auch auf Langeoog gab es Türen nur auf einer Fahrzeugseite. Die Triebwagen sollten im Harz nicht mehr als Schlepptriebwagen eingesetzt werden. So wurden die beiden Antriebsmaschinen ausgebaut und durch einen neuen Deutz-Motor mit 210 PS ersetzt.
Seit 1996 stehen die betagten Triebwagen nun auf den Harzer Strecken im Einsatz und dürften dort mittlerweile deutlich mehr Kilometer als bei den Vorbesitzern gefahren haben. Inzwischen sieht man den Fahrzeugen ihre lange Einsatzzeit auch an, hier und da haben sich die ersten Rostbeulen eingeschlichen. Ob sie eine weitere Hauptuntersuchung erhalten, steht in den Sternen.
   
Von Jens Grünebaum

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 08/10

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