Mit 100 Jahre alten Elloks

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Neue Züge, neue Hauptwerkstatt
Das Land Niederösterreich (NÖ) sieht es als seine Verpflichtung an, diese unverwechselbare Bahn im Alpenvorland zu erhalten. Um die Nachhaltigkeit der Bahnlinie sicherzustellen, hat das Land NÖ neue Triebfahrzeuge ausgeschrieben. Im November 2010 erfolgte die Bestellung von neun Gelenktriebwagen und vier Panoramawagen bei der Firma Stadler. Das neue Fahrzeug wird aus einem Mittelteil auf zwei Laufdrehgestellen bestehen, auf dem die beiden angetriebenen Steuerwagen aufgesattelt sind. Sie haben eine Leistung von 1.200 kW und lehnen sich an bereits gelieferte Triebwagen der Schweizer Privatbahn BDWM an. Die kommerzielle Indienststellung ist zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 vorgesehen.
Im Dezember 2010 hatte die NÖVOG die restlichen Schmalspurfahrzeuge der ÖBB übernommen. Neben den 15 Elloks der Reihe 1099 stehen eine Vielzahl an Dieselloks (2095) sowie die Triebwagenfamilien 4090 und 5090 zur Verfügung.
Das äußere Erscheinungsbild der Fahrzeuge veränderte sich erst ab Ende März, als der neue Eigentümer sämtliche alten Anschriften entfernen ließ. Gleichzeitig wurde die Selbstkontrollziffer an den Fahrzeugen entfernt bzw. übermalt. Am Längsträger wurde der Schriftzug NÖVOG angebracht. Neu lackiert wurde noch kein Fahrzeug.
Ein weiterer wichtiger Schritt zur nachhaltigen Verbesserung des Verkehrs auf der MZB wurde im Rahmen einer Feierlichkeit am 15. Mai 2011 angekündigt. Das Land Niederösterreich wird bis 2014 ca. 117 Millionen Euro investieren, wovon 17 Millionen Zuschüsse durch Dritte sind. Dieser Betrag untergliedert sich in 65 Millionen Euro für neue Fahrzeuge, 20 Millionen Euro für die Errichtung der neuen Werkstätte sowie für Hochbauten, weitere 20 Millionen Euro für die Infrastruktur, 7,5 Millionen Euro für die Stromversorgung (bedingt durch die neuen Triebwagen) und 4,5 Millionen Euro für die Zugsicherung.
Die Neubautriebwagen erhalten einen goldfarbenen Anstrich und werden den vom Designer Hannes Rausch kreierten Namen „Himmelstreppe“ tragen. Der Name passt gut zu dieser einmaligen Strecke, die ganz oben in Mariazell in der wunderbaren Treppe zur Basilika von Mariazell endet. Mit diesen Fahrzeugen ist dann die gesamte Betriebsabwicklung vorgesehen, die Altfahrzeuge sind als Reserve bzw. für Sonderdienste vorgesehen. Weitere Verbesserungsmaßnahmen werden auch an der Infrastruktur vorgenommen, nachdem es dem Land NÖ verwehrt bleibt, bereits existente Materialien von der Ybbstalbahn zu verwerten.
Um gegenüber der ÖBB auch im Werkstättenbereich autark zu werden, wird im südlichen Bereich des Bahnhofes Laubenbachmühle eine neue, großangelegte Werkstätte gebaut. Diese entsteht nach Entwürfen des Architekten Zieser und soll ein touristisches Portal zur Region darstellen. Der Architekt ließ sich bei der Ausgestaltung der Gebäudearchitektur durch die Swarovski Kristallwelten inspirieren. Die NÖVOG muss derzeit noch für viel Geld die Anlagen im Alpenbahnhof bzw. im TS-Werk St. Pölten in Anspruch nehmen. Die Wahl des Standortes ist insofern interessant, zumal diese fast in der Mitte der Strecke und am Übergang von Tal- auf Bergstrecke liegt.
Man darf also nur hoffen, dass sich das Engagement des Landes NÖ bzw. der NÖVOG bezahlt macht und zum nachhaltigen Bestand dieser interessanten und bekannten Schmalspurbahn Österreichs beiträgt. Markus Inderst

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