Mit Ölhauptfeuerung

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Diese Idee war aber nicht neu. Bereits in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre hatten der Leiter der Versuchs- und Entwicklungsstelle der Maschinenwirtschaft (VES-M) Halle (Saale), Max Baumberg, und der Leiter der Konstruktionsabteilung des Reichsbahnausbesserungswerkes (Raw) Görlitz, Horst Schubert, die Ausrüstung der meterspurigen 1’E1’h2-Neubautenderloks mit einer Ölhauptfeuerung geprüft. Doch die Bemühungen verliefen nach nur wenigen Monaten im Sand.

Erst im Zusammenhang mit den Vorarbeiten für den im September 1972 beschlossenen „Maßnahmeplan zur Perspektive der Schmalspurbahnen der DR“ stand das Thema „Ölhaupfeuerung“ wieder auf der Tagesordnung. An den Gesprächen dazu waren Mitarbeiter des Raw Görlitz, des Raw Meiningen, der Rbd Magdeburg und des Bw Wernigerode-Westerntor beteiligt. Nachdem das Minis­terium den Maßnahmeplan am 7. November 1974 genehmigt hatte, begannen unter der Federführung des Raw Meiningen die Konstruktionsarbeiten für den Umbau der Baureihe 99.723-724. Die DR hatte sich für Meiningen entschieden, da das Werk für die Unterhaltung der Ölloks der Baureihen 01.05, 03.0, 44.0 und 95.0 zuständig war und daher die größte Erfahrung mit dieser Feuerungsart besaß.

Die Technik
Für die Ölhauptfeuerung der Baureihe 99.023-024 griffen die Meininger Ingenieure im Wesentlichen auf die Unterlagen der Öl-95er zurück. Die „Harz-Bullen“ erhielten aber im Gegensatz zur T 20 nur einen Schlitzbrenner. Wegen der kürzeren Leitungen und des nur 2,8 m3 großen Ölvorrats konnten bei den 99ern eine der beiden Heizschlangen im Ölbunker, die Reserveölentnahme und der Ölvorwärmer unter dem Führerstand entfallen. Als Brennstoff für die Maschinen war wie bei den Regelspurloks das Bunkeröl D vorgesehen. Das schwere Heizöl hatte einen Flammpunkt von 1.200° C und einen Heizwert von durchschnittlich 9.600 kcal/kg. Für die damals verfeuerten Kohlesorten rechnete die DR hingegen nur mit 5.500 bis 6.000 kcal/kg.
Das Heizöl wurde mit Nassdampf auf 60 bis 70° C vorgewärmt. Der Brennstoff floss dann aufgrund des natürlichen Gefälles der Rohre zum Brenner. Der Heizer regulierte mit einem Kugelhahn vom Führerstand aus die Ölmenge. Mittels eines außen angebrachten Schnellschlusshahns konnte im Gefahrenfall der Ölfluss sofort unterbrochen werden. Vor dem Kugelhahn befand sich die Rückblasleitung, die das Zurückdrücken des nicht verfeuerten Heizöls in den Bunker ermöglichte.

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