Neue DR-Triebfahrzeugnummern: Zahlen für den Rechner

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Anders als die Bundesbahn
Im Vergleich zum DB-System fällt natürlich auf, dass dort die Zuordnung der Diesel- und Ellok genau umgekehrt war. Dieser interessanten Frage nachzugehen, die heute zumeist mit der damals durchaus nicht abwegigen „Abgrenzung vom Klassenfeind“ beantwortet wird, hat sich der Autor bemüht. Der damals verantwortliche Mitarbeiter im MfV, Herr Dipl-Ing. Kuwatsch, hat sie mir so beantwortet, dass die Nummer „1“ gewählt wurde, weil die damit erfassten Fahrzeuge in der Mehrzahl waren und gemäß dem ein Jahr vorher gefällten „Verdieselungsbeschluss“ auch einen ersten Stellenwert haben sollten. Andere Gesichtspunkte hätten keine Rolle gespielt.

Hierbei muss man auch bedenken, dass die Bundesbahn in ihrem System Dieselfahrzeuge auch in die Reihen 3, 6, 7 und 9, elektrische in die Reihen 4, 5 und 8 einordnete, nämlich Triebwagen, Kleinloks, Bahndienstfahrzeuge und Steuer- und Beiwagen. Insofern sind die beiden Systeme nicht direkt vergleichbar.

Bei den dreistelligen Baureihennummern sollte von den alten Bezeichnungen möglichst viel erhalten bleiben. Bei den V-Loks geschah dies durch Übernahme der ersten beiden Ziffern, wobei man sich bei zweistelligen Baureihenbezeichnungen eine „0“ vordenken muss. Also wurde z. B. aus der V 60 die neue Baureihe 106, aus der V 180 die 118. Unterschiede in der Bauart blieben durch Übernahme der bisherigen Ordungsnummern erhalten. Bei der V 15 mussten wegen vierstelliger Ordnungsnummern einige Anpassungen vorgenommen werden, wie auch bei den Kleinloks, die in die Reihe 100 häufig nur mit veränderten Ordnungsnummern eingereiht werden konnten.

Die VT wurden ab 171 bis 188 eingereiht, wobei 187 für Schmalspur-VT und 188 für Dienst-VT benutzt wurde. Steuer- und Beiwagen wurden durch Ordnungsnummern ab 601 bzw. 801 unterschieden. Die Altbau-Steuer- und Beiwagen erhielten die Baureihen ab 190 zugeteilt, 199 galt für Schmalspur-VT-Beiwagen.

Bei den elektrischen Triebfahrzeugen war die Zuordnung einfacher, der bisher zweistelligen Baureihenbezeichnung wurde die „2“ vorgesetzt. Die ohnehin nur dreistelligen Ordnungsnummern konnten erhalten bleiben, bei den Baureihen E 04 und E 18 mit bisher zweistelligen Ordnungsnummern wurde eine zusätzliche „0“ eingefügt.

Da die Baureihennummern ab 270 für elektrische Triebwagen gelten sollten, mussten die bisherigen Baureihen E 77, E 94 und E 95 auf die Baureihen 253, 254 und 255 ausweichen. Die erstere war nur im Entwurf vorgesehen, die letztere zwar auch im endgültigen Plan, von beiden wurde aber tatsächlich keine Lok mit einer neuen Nummer versehen, sie waren vorher ausgeschieden. Unter der Baureihe 254 war das „Eisenschwein“ schließlich bekannter als unter der alten Bezeichnung E 94 geworden. Zur Umzeichnung kamen letztlich die Baureihen 204, 211, 218, 242, 244 und 254.

Die 15 Rübelandbahnloks E 251, Co’Co’-Maschinen für 25 kV/50 Hz, wurden in die 16-2/3-Bauarten mit eingereiht. Ursprünglich war für sie die Baureihe 225 vorgesehen, in letzter Minute hat man das sinnvollerweise in 251 geändert. Damit standen sie unmittelbar nach der geplanten Baureihe E 51, die man aber bereits als 250 vorgesehen hatte. Als solche erschien sie dann auch 1973.

Für Gleichstrom-Triebwagen der Berliner S-Bahn sah man die Reihen 270 bis 278 vor. Die 270 bis 274 blieben für neue Triebzüge frei, die Altbaufahrzeuge erhielten die Baureihenbezeichnungen 275 – 277 entsprechend ihrer bisherigen Bezeichnung ET 165 – 167. In die Reihe 278 kamen die Berliner Sonder-ET. Die bisherigen EB, die ja die gleiche Nummer wie der zugehörige ET trugen, unterschieden sich nun von den ET (ungerade Ordnungsnummer) durch ihre gerade Ordnungsnummer. Das galt auch für die neue Baureihe 279, in der die wenigen Gleichstrom-ET/ES der Buckower Kleinbahn und der Oberweißbacher Bergbahn zusammengefasst wurden.    
 
Ähnlich ging die DR bei den Wechselstrom-ET vor. Die Baureihen 280 – 284 blieben für künftige Entwicklungen frei, die überhaupt nur vorhandenen beiden ET 25 012 a/c/b und ET 25 201 a/c/d/b reihte sie in 285 001-4, 002-2 und 003-0 sowie 285 201-0, 202-8, 204-4 und 203-6 ein. Dabei bekamen die Mittelwagen wieder die geraden Ordnungnummern, getreu nach dem Prinzip, dass jedes Fahrzeug eine eigene Betriebsnummer erhalten sollte.

Die bis Ende 1969 geübte Praxis in der Baureihenbezeichnung, nämlich Unterbaureihen durch die hochgestellten ersten und ggf. auch zweiten Ziffern der Ordnungsnummer zu bilden, wurde dahingehend geändert, dass diese Ziffern gleichgestellt nach einem Punkt hinter der Baureihe die Unterbaureihe darstellen. Also wurde z. B. aus der bisherigen Baureihe 2310 nun die 35.1 oder aus der  V 1802-4 nun 118.2-4.

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