Quantensprung

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Ein Leben lang in Halle an der Saale
Produktionsbeginn war 1959 für vorerst zwei Probeloks, die im Laufe des Jahres 1960 fertiggestellt wurden. Nach der Abnahme unterzog die Versuchs- und Entwicklungsstelle Halle in ihrer Außenstelle Dessau beide Loks umfangreichen Prüfungen, die 18 Monate andauerten. Seit ihrer Indienststellung am 10. Februar bzw. am 15. März 1961 gehörten sie bis zu ihrer Außerdienstellung ununterbrochen zum Bahnbetriebswerk Halle P. Die E 11 001 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1961 ausgestellt.
Noch bevor die erste Serie mit den Loks E 11 003 bis 020 bei LEW aufgelegt wurde, gab die DR eine Variante dieser Baureihe als E 42 in Auftrag. Mit geänderter Übersetzung und einfacher Knorrbremse war diese für den Reise- und Güterzugdienst mit bis zu 100 km/h Höchstgeschwindigkeit gedacht. Diese Aufgabe erfüllte sie bestens und wurde mit 292 gebauten Loks die eigentliche Universallok der DR.
Aber bleiben wir bei der Baureihe E 11. Als erste Serienlokomotive wurde am 7. Dezember 1962 die E 11 005 im Raw Dessau abgenommen und am nächsten Tag dem Bw Leipzig Hbf West zugeteilt. Mit der Lok E 11 020 endete diese Serie für die Rbd Halle bis zum 20. April 1963 (nicht in dieser Reihenfolge).
Eine Ausnahme bildeten die E 11 010 und 014, die wegen eines Zusammenstoßes im Raw Dessau noch vor der Abnahme erst am 22. Juni 1964 bzw. am 9. November 1963 in Fahrt kamen. Der Folgeauftrag umfasste die E 11 021 bis 042 in gleicher Bauart, hier entfiel aber die Frontschürze und die Nummernschilder wurden mit schmalen Ziffern ausgeführt. Die vorangegangenen Loks hatten noch solche mit breiten Aluminium-Ziffern in der Reichsbahn-Vorkriegsausführung.
Der Einsatz dieser Loks geschah anfangs in der Rbd Halle im Reisezugdienst. Im Güterzugdienst wurden Züge in Doppeltraktion gefahren, technisch erfolgreich, aber wenig praktikabel. Nur einige Züge hatten die dafür sinnvollen Lasten und die recht kurzen Bespannungsabschnitte hatten aufwändige Rangierfahrten und längere Standzeiten zur Folge.
Im Sommer 1963 gingen die E 11 003 bis 009 an die Rbd Dresden zum Bw Zwickau für die nun elektrifizierte Strecke Leipzig – Zwickau/Reichenbach (V). Im Frühjahr 1967 übernahm die Rbd Erfurt einige E 11 für die Strecke Weißenfels – Erfurt. Sie kamen zum Bw Weißenfels und ab Herbst zum Bw Erfurt. Der Bedarf für die Streckenerweiterungen Zwickau – Karl-Marx-Stadt – Dresden wurde schon auf Grund der Streckenprofile durch Neubauten der Baureihe E 42 gedeckt.
Erst für die durchgehend elektrifizierte Strecke Leipzig – Dresden ab Juni 1970 entstand ein echter Mehrbedarf an schnellfahrenden Elloks, der durch eine neue Serie der E 11, nun als Baureihe 211 (043 bis 051) bezeichnet, gedeckt wurde. Die hier durchgehend gefahrene Geschwindigkeit von 120 km/h bei hoher Zugdichte machte den Abzug aller 211 aus der Rbd Dresden notwendig. Sie wurden vorrangig im Bw Leipzig Hbf West (26) beheimatet, wobei davon das Bw Magdeburg vier, das Bw Dresden zwei und das Bw Reichenbach eine Lok mit Personal besetzte. Weitere 211 waren zu dieser Zeit nur noch im Bw Erfurt (16) und im Bw Halle P (9) beheimatet. Damit gelang auch eine Konzentration der Unterhaltung.    
Bei den 211 043 – 051 wurde erstmals eine elektronische Sifa eingebaut, die Wendezugsteuerung entfiel. Doppeltraktion, erkennbar an der Kuppeldose unterhalb der Führerstandsfenster, war noch möglich. Nachdem eine Kleinserie in gleicher Ausführung, aber mit verschiedenen roten Farbanstrichen als 211 052 bis 055 Anfang 1972 erschien, lieferte LEW 1974 die Loks 211 057 bis 069 nun ohne Doppeltraktionssteuerung, mit überarbeiteter Einheitsschaltung und im neuen bordeauxroten Anstrich ab. Dieser prägte künftig alle Loks der Baureihe 211. Die Steuerung der übrigen Loks wurde nun auch vereinheitlicht, lediglich die 211 001 bis 042 behielten ihre Wendezugsteuerung.
Trotz der inzwischen veralteten Konstruktion folgten wegen des gestiegenen Bedarfes noch bis Ende 1976 die 211 070 bis 096, insgesamt also 95 Lokomotiven. Die fehlende Lok war die 211 056, die 1972 aus der bei einem Unfall 1969 in Großkorbetha völlig zerstörten und wieder aufgearbeiteten E 11 004 entstand. Mit ihrer neuen Nummer entsprach sie in ihrer Ausrüstung der Serie 1970, sie hatte auch noch den grünen Anstrich.

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