Rekordverdächtig

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Neben leistungsfähigen Großdiesellokomotiven der Baureihe V 200 bestimmten zum Sommerfahrplan 1957 erstmals auch ausländische Triebfahrzeuge das Bild in der Domstadt, das heißt in Gestalt der sechsachsigen diesel-elektrischen GM-Lizenzlokomotiven von 1.750 PS Leistung der Belgischen Eisenbahnen. Zusammen mit kompletten Vorkriegs-Wagengarnituren der SNCB/NMBS beschritt man Neuland: Die Traktion erfolgte nun durchgehend zwischen Ostende bzw. Brüssel und Köln-Deutz bei nur kurzen Halten in den Grenzstationen. Der Versuch erwies sich von Anfang an als so erfolgreich, dass er für die Zukunft zur Regel wurde und selbst nach Elektrifizierung mit unterschiedlichen Stromsystemen mittels Mehrstrom-Triebfahrzeugen dauerhaft beibehalten werden konnte. Nach belgischen Lokomotiven der Reihen 1600 und 1800 sind dies heute die zwischen Köln bzw. Amsterdam und Paris verkehrenden „Thalys“-Triebzüge. Nicht vergessen die Zeiten, als man in Köln noch häufig den frühen DB-Neubauloks wie dieser E 10 149 vor ihrem Schnellzug München – Dortmund mit Postbeförderung als Regelleistung der Bahn begegnete. Gleiches gilt im Fall des speziell für Dienste im Rhein-Ruhr-Raum entwickelten spurtstarken ET 30. Und eine glückliche Erinnerung verbindet der Autor mit dem außergewöhnlichen Besuch des sonst nur bei touristischen Sonderfahrten innerhalb der Niederlande eingesetzten VIP 20 im März 1977, einem NS-Einzelstück, dessen Benutzung ursprünglich allein den Führungskräften der Niederländischen Eisenbahnen vorbehalten war.

Als sogenanntes Komfort-Angebot, namentlich für die zwischen Bonn und Berlin pendelnden Bundesbediensteten, schufen Bundesbahn und Reichsbahn kurz nach der Wiedervereinigung den „InterCity Night“. Zum Einsatz von Berlin-Charlottenburg nach Bonn-Bad Godesberg bzw. umgekehrt kamen Lok-geführte Talgo-Garnituren mit Schlaf-, Liege- und Restaurant-Wagen im blau/ grauen äußeren InterRegio-Erscheinungsbild, die wegen tagsüber ausgeführter technischer Behandlung in Köln-Deutzerfeld insgesamt viermal täglich Köln Hbf und die Hohenzollernbrücke passierten. Trotz planmäßiger Verlängerung bis/ab Frankfurt (Main) in der Folgezeit und zeitweiliger Mitführung von Auto-Transportwagen blieb dem Zug dauerhaft ein wirtschaftlicher Erfolg versagt.

Als gelungene Maßnahme zur Rettung des Schienen-Personenverkehrs auf der stilllegungsbedrohten oberen Aggertalstrecke erwies sich die Einrichtung der „CityBahn“ Köln – Overath – Gummersbach zum Sommer 1984. Mit generalüberholten und verkehrswerbend gestalteten ehemaligen 4 n-„Silberlingen“, farblich angepassten Diesellokomotiven der Baureihe 218, erweitertem Fahrplan (nicht zuletzt in den Tagesrandstunden), einem zeitweiligen Bistro-Angebot und attraktiven Tarifen erzielte die DB bereits in den ersten Jahren zweistellige Zuwachsraten bei den Benutzerzahlen, die den Fortbestand sicherten. Die Aggertal- (bzw. Oberbergische) Bahn ist heute Bestandteil des „Dieselnetzes Köln“, auf dem Talent-VT der Baureihe 644 zum Einsatz kommen. Eine weitere qualitative Verbesserung steht in Kürze an.

In jeder Hinsicht bunt: Güterverkehr
Die aus europapolitischer Sicht gewollte Liberalisierung des Schienenverkehrs zeigt speziell im Westen Deutschlands Wirkung: Auf der rechten Rheinstrecke mit dem bedeutenden Ziel- und Zugbildungsbahnhof (Köln-)Gremberg wird derzeit bis zu einem Drittel der Traktionsleistung vor Güterzügen von privaten bzw. ausländischen Lokomotiven erbracht. Neben DB Schenker- trifft man hier regelmäßig auch Rail 4U-, CapTrain (SNCF)-, CFL- und weitere Lokomotiven. Im linksrheinischen Pendant Eifeltor gilt dies in erster Linie für SBB Cargo-, HGK- und gelegentlich Mietlokomotiven.

Auf dem Gebiet des Personen-Fernverkehrs blieb der DB-eigene „Metropolitan“ Köln – Hamburg in den späten 1990er-Jahren hinsichtlich seiner Nutzung ebenso hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück wie der am 6. Juni 2003 gestartete und nach zwei Monaten auf Neuss erweiterte „Connex“ Köln – Rostock mit 30 (!) Unterwegshalten. Eine Rendite wurde dabei nicht erzielt. Man darf gespannt sein, welchen Zuspruch der mit ex ÖBB-4010-Wagengarnituren zu erwartende HKX auf der schon mehrfach getesteten Strecke zwischen Rhein und Elbe findet.
Fester Bestandteil des planmäßigen DB-Angebots im Fernverkehr ist der InterCity-Express, namentlich auf der Linie 10 Köln – Berlin (mit ICE 2) und der Schnellstrecke über den Westerwald Richtung Frankfurt (Main) und weiter (ICE 3). Die Präsentation des Letzteren anlässlich der Eröffnung am 29. Juli 2003 bei Köln-Porz bleibt als eindrucksvoller Marktauftritt über den Tag hinaus in Erinnerung.

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