Retter der Nebenbahnen

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Der VT 98 bei Privaten
Natürlich beschafften den robusten Schienenbus auch etliche deutsche NE-Bahnen (z. B. Bentheim Eisenbahn, Hersfelder Kreisbahn). Mit dem Ausscheiden der zweimotorigen Schienenbusse bei der Deutschen Bundesbahn bzw. Deutschen Bahn nutzten verstärkt Privatbahnen das Angebot, kostengünstig an solide, durch und durch alltagstaugliche Triebwagen zu gelangen.
Die Dürener Kreisbahn übernahm 1993 von der DB zehn 798er, um sie auf den ebenfalls übernommenen ehemaligen DB-Strecken Düren – Jülich und Düren – Heimbach einzusetzen. Die modernisierten und für den Einmann-Betrieb hergerichteten Triebwagen standen bis zur Umstellung des Verkehrs 1995 auf fabrikneue Dieseltriebwagen vom Typ RegioSprinter im Einsatz. Die nicht mehr benötigten Schienenbusse verkaufte die Dürener Kreisbahn ihrerseits an Privatbahnen, etwa die Prignitzer Eisenbahn-Gesellschaft (PEG) oder an Museumsbahnen.
Weitere Schienenbusse übernahm die PEG von der Deutschen Bahn direkt. In deren Auftrag hatte sie 1996 zunächst den Personenverkehr auf der Strecke Pritzwalk – Putlitz übernommen. 1997 kam der von Neustadt (Dosse) nach Kyritz bzw. Rathenow hinzu, im Jahr darauf noch die Strecken Neustadt (Dosse) – Neuruppin und Güstrow – Pritzwalk – Kyritz. Auf diese Weise fand der Uerdinger Schienenbus auf seine alten Tage 1989 auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn ein gänzlich neues Betätigungsfeld, bis die PEG ab 2003 den Betrieb auf moderne Triebwagen des Typs Regio-Shuttle RS1 umstellte.
Ein weiteres Einsatzgebiet eroberten die Schienenbusse der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahngesellschaft (SBE) vom Bahnbetriebswerk Zittau mit dem Planverkehr auf den grenzüberschreitenden Strecken von Zittau nach Liberec und Zittau über Varnsdorf nach Seifhennersdorf ab 2002.
Mit dem Übergang der Betriebsführung im Dezember 2010 auf die Vogtlandbahn, die nun dort Dieseltriebwagen vom Typ Desiro einsetzt, endete nach rund 60 Jahren der tägliche Planeinsatz von Uerdinger Schienenbussen in Deutschland.

Von Udo Kandler

Noch mehr Bilder und Infos finden Sie in LOK MAGAZIN 05/11

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