V 200: Abschied vor 25 Jahren

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Kaum acht Jahre nach Indienststellung der ersten Lokomotiven wurden die V 2000 auch schon von einigen wichtigen Magistralen verdrängt, die inzwischen mit Fahrdraht überspannt waren. Dazu gehörte die Strecke Hanau – Fulda, auf der ab dem 30. September 1961 elektrisch gefahren wurde. Von der fortschreitenden Elektrifizierung besonders betroffen war das Bahnbetriebswerk Frankfurt-Griesheim, das die meisten seiner Lokomotiven bis Ende Mai 1962 nach Würzburg und Kempten abgab.

Die Würzburger V 2000 erreichten planmäßig Bamberg, Heidelberg, Heilbronn und anfangs auch München und Treuchtlingen. Die unterfränkische Dienststelle hielt ihre V 2000 bis 1975 im Bestand, während sie in Kempten schon 1965 durch die stärkeren V 2001 ersetzt wurden.
In Kempten fuhren die V 2000 zum überwiegenden Teil auf der Strecke München – Lindau, kamen aber auch im Bereich Ulm – Friedrichshafen – Kempten zum Einsatz und verdrängten dort die letzten bayerischen S 3/6.

Nur kurz währte die Einsatzzeit der V 2000 in Limburg, wo die ersten Lokomotiven im Mai 1964 ihren Dienst antraten. Limburger V 2000 bespannten F- und D-Züge nach Kaiserslautern, Frankfurt (Main) und Kassel, bevor der Bestand 1977 geschlossen nach Kaiserslautern wechselte und dort bis Ende Mai 1973 Beschäftigung fand.

Rückzug aus dem hochwertigen Verkehr
Das Jahr 1968 war von größeren Veränderungen geprägt. Nicht nur dass im Rahmen der Einführung eines computergerechten Nummernschemas aus der V 2000 die Baureihe 220 wurde, auch verloren die Lokomotiven in Norddeutschland einige langjährige Einsatzgebiete mit hochwertigem Zugverkehr. Betroffen waren die Bahnbetriebswerke Hamm P und Hamburg-Altona, deren V 2000 zu jener Zeit noch mit sehr hohen täglichen Laufleistungen von bis zu 1.000 Kilometern aufwarten konnten.

Die Elektrifizierung der »Rollbahn« Ruhrgebiet – Hamburg und der Ost-West-Magistrale Hamm – Hannover brachte mit Beginn des Winterfahrplans 1968/69 die weitgehende Auflösung des Hammer V 2000-Bestandes, der zum größten Teil zum Bw Hannover wechselte. Hannoveraner V 2000 befuhren vor allem die Strecken nach Helmstedt und Oebisfelde, erreichten aber auch Bad Bentheim, Hagen und Osnabrück.

Das Bahnbetriebswerk Hamburg-Altona beschäftigte seine 220 vor allem im Bereich um Hamburg und im angrenzenden Raum Schleswig-Holstein, bevor die 220 im Frühjahr 1972 nach Lübeck umbeheimatet wurden.

Ersatz für die letzten DB-Dampfloks
Die Würzburger 220 hatten während des Winterfahrplans 1971/72 nochmals Spitzenleistungen bis zu 762 km/Laufplantag erreicht. Und das, obwohl sie durch die Elektrifizierung längst von den wichtigen Hauptbahnen der Region verdängt waren! Wenig später kündigte sich jedoch mit dem Beginn der Elektrifizierungsarbeiten an den Strecken nach Heidelberg bzw. Heilbronn über Osterburken das baldige Ende dieser Baureihe in Unterfranken an.
Auch in Villingen, wo die Baureihe 220 Anfang der 1970er-Jahre mit bis zu 15 Planlokomotiven noch gut im Geschäft gewesen war, sah man das Ende kommen. In Villingen wurde die 220 allerdings weniger von der elektrischen Konkurrenz verdrängt, als vielmehr von ihren leistungsstärkeren Schwestern der Baureihe 221, die in größerer Zahl dort anzutreffen war.

Das sich abzeichnende Freiwerden der Baureihe 220 bei den Bahnbetriebswerken Villingen und Würzburg machte es möglich, endlich den letzten Dampflokomotiven der Baureihen 012, 042 und 043 zu Leibe zu rücken, die noch immer sehr zahlreich beim Bw Rheine beheimatet waren und den größten Teil des Zugverkehrs auf der Emslandstrecke nach Norddeich-Mole bewältigten. Da das Bahnbetriebswerk Rheine zur baldigen Stilllegung vorgesehen war, wurde Oldenburg als Heimatdienstelle für die zur Ablösung der Dampftraktion vorgesehenen 220 bestimmt.

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