Schicker Zug

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Als genügend VT 18.16 zur Verfügung standen, konnte man an die Einrichtung neuer SVTverbindungen denken. 1968 nahm die DR den Betrieb auf der Strecke Berlin – Malmö über die Fährverbindung Saßnitz – Trelleborg als „Berlinaren“ auf. Im September 1970 wurde diese Triebwagen-Verbindung allerdings schon wieder eingestellt.

Für den „Vindobona“ stellte die DR die Triebzüge bis 1969. Mit den nun dort nicht mehr benötigten VT 18.16 konnte man die als „Karlex“ nach Karlovy Vary eingesetzten SVT „Köln“ ablösen. Damit wurde kein Altbautriebwagen der DR mehr planmäßig im internationalen Dienst eingesetzt. Ab September 1969 fuhr die DR mit SVT „Görlitz“ außerdem zwei exklusive Inlands-Zugpaare als Ex 2/3 und Ex 6/7 zwischen Berlin und Leipzig.

Ab Mai 1971 wurde der „Neptun“ nach Kopenhagen nicht mehr mit DR-Triebwagen gefahren. Die einzige internationale Relation, auf der noch ein Einsatz der Reichsbahn-SVT erfolgte, war damit die nach Karlovy Vary. SVT „Görlitz“ sind dann den Sommer über als D 313/314 Berlin – Rostock und D 178/171 Berlin – Magdeburg eingesetzt worden.

Ein Zug bediente nach wie vor die Verbindung nach Leipzig. Ab Mai 1972 ist der Verkehr nach Wien wieder durch die DR abgewickelt worden. Gleichzeitig wurde als Füllleistung für die als „Karlex“ eingesetzten Triebwagen eine neue Verbindung zwischen Leipzig und Karlovy Vary eingerichtet, die den Namen „Karola“ erhielt.

Schweres Unglück im Oktober 1972
Am Morgen des 30. Oktober 1972 kam es bei diesem Zug zu dem folgenschwersten Zugunglück in der Geschichte des Triebwagenbetriebes bei der DR. Gegen 7.30 Uhr war der „Karola“ zwischen Leipzig und Karlovy Vary bei, mit dem D 273 Aue – Berlin zusammengestoßen, weil der Lokführer des Ex 347 im dichten Nebel am Ausfahrsignal des Bahnhofes Schweinsburg-Culten vorbeigefahren war. Dabei kamen 22 Menschen ums Leben, 70 Personen erlitten Verletzungen.

Der Triebkopf 175 004 sowie die Mittelwagen 175 403 und 501 waren zerstört, Triebwagen und Mittelwagen 403 sind 1973 ausgemustert worden. Sie wurden in Crimmitschau zerlegt. Bei 175 501 kam es erst 1976 zur Ausmusterung.

Die anderen Schnelltriebwagen der Bauart „Görlitz“, die seit 1970 als Baureihe 175 bezeichnet wurden, standen zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn. Sie sollten noch mehr als zehn Jahre zum besten Rollmaterial der DR gehören. Die Altbautriebwagen waren bis zur Mitte der 1970er-Jahre aus dem Betrieb gegangen.

Schwanengesang
Ab Ende der 1970er-Jahre blieben somit nur noch die SVT „Görlitz“ im Einsatz. Doch sowohl deren Bestand, wie auch die Einsatzgebiete schrumpften zu dieser Zeit schon erheblich. 1978 hatte der vierteilige SVT 175 001/002 in Frauenhain einen Unfall und wurde daraufhin nicht wieder aufgebaut.

1979 brannten dann 175 007 und 175 307 in Berlin-Karlshorst aus, sodass auch diese Wagen nicht mehr einzusetzen waren. Anfang der 1980er-Jahre fehlten damit schon neun Fahrzeuge aus dem Bestand der SVT „Görlitz“. Inzwischen hatten sich die Befürworter lokbespannter Züge durchsetzten können.

Bereits zum Sommerfahrplan 1978 wurde der Triebzugverkehr nach Leipzig eingestellt. Am 25./26. Mai 1979 fuhr dann letztmalig ein SVT als „Vindobona“ nach Wien und zurück.

1981 standen die Anlagen des Triebwagen-Bw Berlin-Karlshorst einer Erweiterung des Bahnbetriebswagenwerkes Berlin-Rummelsburg (Bww Rga) im Wege. Betankung und Wartung der SVT verlegte man in die Einsatzstelle Rummelsburg des Bahnbetriebswerkes Berlin Ostbahnhof.

Da die Bauarbeiten in Rummelsburg die Arbeit an den SVT stark behinderten, musste die technische Untersuchung der Fahrzeuge für einige Zeit in Leipzig-Engelsdorf ausgeführt werden. Dann wurde aber auch die letzte internationale Leistung, der „Karlex“, in einen lokbespannten Zug umgewandelt.

Am 26. September 1981 fuhr er das letzte Mal als Triebzug. Der letzte internationale SVT der DR war aus den Fahrzeugen 175 011, 411, 511, 311, 012 und 175 006, 315, 415, 015 gebildet. Die Triebwagen wurden danach in Berlin-Rummelsburg den Winter über abgestellt.

Ab Mai 1982 kam ein Teil der Züge jeweils im Sommerfahrplan auf der Relation Berlin – Bautzen zum Einsatz. Auftretende Schäden führten nun sofort zur Aussonderungen der Fahrzeuge. Im Sommer 1985 standen nur noch die Züge 175 014/019, 175 011/012 und 175 015/016 zur Verfügung, die auch im Sonderverkehr liefen. Nach Bautzen wurde am 27. September 1985 zum letzten Mal mit SVT „Görlitz“ gefahren. Damit ging die Ära der besonders beliebten Züge bei der DR zu Ende.

Die Bürger protestieren: Wir wollen reisen!

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