Die Moderne von früher: Baureihe 103

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Und lohnend, denn bei jedem Exponat kann man sich zurückträumen in die glorreichen Dienstjahre von einst. Ob sie nun wirklich glorreich waren oder nicht.

Zierde ihrer Art: Verbliebene Loks der Baureihe 103

So geht das inzwischen knapp zwei Jahrzehnte, ohne dass ich an meinem „1 03er-Modus“ etwas ändern wollte. Der Elan hält an und hat sogar wieder zugenommen, seitdem sich die 103 im Betriebsdienst verstärkt blicken lässt. Die „planmäßigen Museumsloks“, die aktuell auf Tour sind, empfehlen sich ja auch als Zierde ihrer Art: rot-beige Lackierung, Bundesbahn-Embleme an der Front (zum Teil als Schilder) – das ist eine optische Reminiszenz an frühere Zeiten; es fehlt eigentlich nur die (seit den 1 980er-Jahren verschwundene und im Betrieb wohl nicht unbedingt nützliche) Schürze. Folglich macht bei dem Äußeren jede Begegnung mit den drei Loks Freude. 103 235 und 245 brillieren sogar mit der Pufferverkleidung, nur 103 113 kommt ohne diesen Schmuck daher.

Das anzukreiden, wäre allerdings Jammern auf hohem Niveau. Schließlich stellt gerade die rotbeige Lackierung für mich die 103 in ein besonders gutes Licht. Die wuchtigen Sechsachser – immerhin 116 Tonnen schwer – bekommen damit eine geradezu leichtfüßige Eleganz. Und ein gewisses Extra, das sie ein wenig über den Alltag hinaushebt, heute noch mehr als in vergangenen Jahren. Wie ein Leuchtsignal blitzt das Rot-Beige zwischen Verkehrsrot und ICE-Weiß hervor, wenn eine der Loks in den Bahnhof einfährt. Die Blicke der Reisenden sind den 1 03ern meist sicher. Wer könnte solch schicke Maschinen auch ignorieren?

Inmitten all jener ICE-Garnituren, 101 er und sons tigen Fahrzeuge der Gegenwart verkörpert die 103 außerdem die Moderne von früher. Einen großen Wurf der Lokomotivbauindustrie, der sich nach wie vor bewährt. Jüngere Loks mögen leichter, schneller, einfacher zu handhaben sein – die 103 ist seit über 40 Jahren dabei und hält jetzt noch mit. Das müssen andere erst einmal erreichen.

Die Fangemeinde der Baureihe 103

Diese Eindrücke und Fakten begeistern nicht nur mich. Die 103er-Fangemeinde ist groß und fast über all präsent, am Bahnhof, an der Strecke, im Zug. Davon konnte ich mich neulich bei einer Bahnreise von München nach Norden überzeugen. Ich hatte meine Zugverbindungen eigens so geplant, dass ich am Freitagabend IC 182 von Stuttgart nach Frankfurt (Main) nehmen konnte. Einen Zug mit Schweizer Wagen und, selbstredend, eine planmäßige 103er-Leistung. Ich stand im ersten Wagen hinter der Lok und bewunderte 103 235, wie sie mit dem Fünf-Wagen-Zug ganz mühelos in die sommerlich-milde Nacht jagte. Ab und an gesellten sich Reisende dazu, die es mir gleich taten. Vor allem blieb mir ein Mann Anfang Fünfzig in Erinnerung, der so richtig ins Schwärmen geriet. „Schau mal“, raunte er mit leuchtenden Augen seiner Begleiterin zu, „eine schöne alte Lok“. Besser kann man es wahrscheinlich nicht sagen.

Ein Artikel aus
LOK MAGAZIN 09/14.
 

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