50 Jahre S-Bahn in Wien

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Die Anzahl der beförderten Personen stieg ab 1962 rasch an und pendelte sich nach Eröffnung des Wiener U-Bahnnetzes bei etwa 160.000 Reisenden am Tag ein. Der ursprüngliche Taktverkehr von 15 Minuten wurde in Spitzenzeiten auf 2,5- bis 3,5-Minuten-Intervalle verdichtet.

In Floridsdorf wurde 1962 für die Schnellbahn eine eigene Zugförderung errichtet, deren bauliche Anlagen und Gleise mit der Vergrößerung der Zahl der Züge laufend erweitert werden musste. Der anfängliche Bestand von zwölf Garnituren der Reihen 4030.0 und 4030.1 entwickelte sich über die Jahrzehnte bis zum am 1. Januar 2012 auf 93 Garnituren der Reihen 4020 und 33 Garnituren der Reihe 4124.

Die Fahrzeuge: 4030.0 und 4030.1
Im Jahr 1954 bestellten die ÖBB 26 vierteilige Triebzüge für den Nahverkehr in Ballungszentren. Die Fertigung des mechanischen Teils erfolgte bei der Firma SGP, die elektrische Ausrüstung übernahm ein Konsortium bestehend aus den Firmen AEG, BBC und ELIN. Die Garnituren bestanden aus einem Bo’Bo’-Triebwagen mit Endführerstand (Reihe 4030), zwei Zwischenwagen (Reihe 7030) sowie einem Steuerwagen mit Endführerstand, Gepäck- und Dienstabteil (Reihe 6030).

Zwischen 1956 und 1960 wurden 22 dieser 4030.0-Garnituren ausgeliefert und in Wien West, Wien Süd, Villach, Innsbruck, Bludenz und Linz stationiert. Für die bereits geplante Wiener Schnellbahn wurden die letzten vier bestellten Triebzüge (4030.23 – 26) als modifizierte dreiteilige Einheiten mit Vielfachsteuerung und pneumatischer Türschließeinrichtung ausgeführt und als Reihe 4030.101 – 104 bezeichnet.

Die Reihe 4030.2
Für den optimalen Betrieb der Wiener Schnellbahn ergaben Studien einen erforderlichen Beschleunigungswert von 0,5 m/s2. Dieser konnte auch mit einer dreiteiligen, um etwa 17 Tonnen leichteren 4030er-Garnitur erreicht werden, sodass die ÖBB von einer teuren Neukonstruktion absahen und 1961 15 in Leichtbauweise ausgeführte Züge, jeweils bestehend aus einem Triebwagen (4030.2), einem Zwischenwagen (7030.2) und einem Steuerwagen (6030.2) beschafften.

Zehn weitere solcher Züge wurden ab 1965 geliefert, die Nachbestellungen 4030.226 – 246 ab dem Jahr 1972 erhielten bereits Scharfenbergkupplungen anstelle der bis dahin verwendeten normalen Zug- und Stoßeinrichtungen. In der Folge wurden auch die übrigen vorhandenen Fahrzeuge nachgerüstet.

Die Reihe 4030.3
Um den Schnellbahn-Fahrzeugpark weiter zu vereinheitlichen, rüstete man ab 1969 auch vier Garnituren der ersten Serie (4030.0) mit Mittelpufferkupplung, Vielfachsteuerung und pneumatischen Türen aus, diese wurden danach als Reihe 4030.3 bezeichnet. Von 1975 bis 1982 erfolgte dies auch bei den restlichen 18 Triebzügen der Reihe 4030.0.

Anfänglich trugen die Schnellbahn-Garnituren der Reihe 4030 an den Stirnfronten noch das markante Flügelrad der Bundesbahnen, später den Buchstaben „S“ als Logo für die Schnellbahn und ab den 1970er-Jahren den allgemein eingeführten „Pflantsch“.

Der letzte Einsatz der Reihe 4030 auf der S-Bahn-Stammstrecke fand am 13. Dezember 2003 statt, auf der S 50 (Wien Westbahnhof – Rekawinkel) verkehrten sie planmäßig noch bis zum 1. August 2004, vereinzelt auch noch bis zum 31. Dezember 2004.

Die Reihe 4020
Innerhalb von zehn Betriebsjahren hatten sich die Beförderungsleistungen der Schnellbahn mehr als verdoppelt, sodass die Vergrößerung des Fahrzeugbestandes dringend erforderlich schien.

Das bewährte Grundkonzept einer dreiteiligen Garnitur mit Vielfachsteuerung – bestehend aus Trieb-, Zwischen- und Steuerwagen – wurde zwar beibehalten, diese Weiterentwicklung der Reihe 4030.2 jedoch mit zeitgemäßen Leistungsdaten und Thyristorsteuerung ausgeführt. Die Dauerleistung betrug nun 1.200 kW, die Anfahrbeschleunigung 0,7 m/s2 und die zulässige Höchstgeschwindigkeit 120 km/h.

Neben einer neuen Kastenform kamen auch zahlreiche technische Verbesserungen, wie z. B. automatische Fahr- und Bremsteuerung, luftgefederte Drehgestelle, offene Innenräume mit komfortablen Sitzplätzen, breitere Einstiegstüren und Zugzielanzeigen zur Ausführung.

Zwischen 1978 und 1987 wurden von der SGP (mechanischer Teil) und einer von BBC und ELIN bestehenden Arbeitsgruppe für den elektrischen Teil insgesamt 120 Garnituren ausgeliefert, welche ab Werk mit Mittelpufferkupplungen ausgerüstet waren.

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