Auf nach Sylt!

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Kuriositäten rund um die Marschbahn

Mit der neuen Trasse über Hochdonn wurde die Marschbahn um 5,62 Kilometer länger. Um nicht sämtliche Kilometersteine und -tafeln nördlich von Wilster austauschen zu müssen, wurde die Verlängerung zunächst mittels einer so genannten „Überlänge“ kompensiert. Zwischen Itzehoe und Wilster – ab Kilometer 37,6 – wurden 5.720 Meter hinzu gezählt, bis man den Punkt 37,6 + 5,720 erreichte. Von dort an setzte sich die Kilometrierung, wie gehabt, bei 37,7 fort. Erst 1981 wurde dieser Zustand bereinigt. Die Kilometrierung begann fortan auch nicht mehr am historischen Beginn der Marschbahn in Elmshorn, sondern bereits in Hamburg-Altona und wurde bis Westerland fortgeführt. Dadurch verlängerte sich die Marschbahn auf dem Papier nochmals um etwa 30 Kilometer. So lag etwa der Bahnhof Niebüll nun bei Kilometer 198,5 anstatt wie bisher bei 162,0.

Kurioserweise behielt jedoch die „alte Marschbahn“ – also die nur noch eingleisige Nebenbahn von Niebüll in Richtung Dänemark – auf der deutschen Seite ihre historische, ab Elmshorn gerechnete Kilometrierung. Sie beginnt in Niebüll mit Kilometer 162,0 und endet an der deutsch-dänischen Staatsgrenze mit Kilometer 175,3.
Neben der Kilometrierungsgeschichte, anhand derer sich schön die Entstehung des heutigen Streckenverlaufs nachvollziehen lässt, wartet die Marschbahn noch mit einer Reihe weiterer Besonderheiten auf. Dazu zählt etwa der zwischen Niebüll und Westerland verkehrende und dem Transport von Straßenfahrzeugen dienende SyltShuttle. Auto- und Lkw-Fahrer bleiben während der Überfahrt in ihren Fahrzeugen sitzen, während diese per Bahn transportiert werden. Das gibt es nur dort!

Außergewöhnlich ist auch die Bauform einiger unbeschrankter Bahnübergänge an der Marschbahn. Nähern sich Züge aus beiden Richtungen gleichzeitig, so ertönt zusätzlich zum roten Blinklicht ein leuchtender Schriftzug „2 Züge“, und ein ohrenbetäubendes, schrilles Alarmsignal warnt davor, nach der Durchfahrt des ersten Zuges auf keinen Fall die Gleise zu überqueren. Für Staunen bei so manchem auswärtigen Besucher sorgen auch immer wieder die im Kreis Nordfriesland zusätzlichen Bahnhofsschilder in friesischer Sprache. Der Bahnhof Westerland trägt beispielsweise den friesischen Namen Weesterlön (Söl), und Bredstedt heißt auf Friesisch Bräist.


Im Reigen der Kuriositäten keinesfalls vergessen sollte man die 415 Meter lange Eiderbrücke bei Friedrichstadt! Dabei handelt es sich um eine Drehbrücke aus dem Jahr 1887. Ihr 56,5 Meter langer Mittelteil ist beweglich und kann zur Seite geschwenkt werden, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Ursprünglich für ein Gleis ausgelegt, wurde die Brücke 1908 auf zwei Gleise erweitert und 1988 wieder auf eines reduziert. Der westliche Teil wurde daraufhin abgebrochen. Doch auch in der jetzigen Form stellt das Bauwerk ein beeindruckendes Zeugnis der Technikgeschichte dar! Eine weitere, ebenfalls eingleisige Klappbrücke befindet sich am Hafen in Husum. Diese stammt aus dem Jahr 1979.

Noch viel alte Technik

Bezeichnend für den aktuellen Betrieb auf der Marschbahn sind auch die noch relativ zahlreich vorhandenen mechanischen Stellwerke. Zwar fiel im Jahr 2010 ein Teil der alten Technik dem neuen elektronischen Stellwerk in Heide zum Opfer, doch
besonders im nördlichsten Abschnitt strahlen weiterhin Formsignale und von Hand gekurbelte Schranken das Flair der alten Eisenbahn aus. Etwa in den betriebsamen Bahnhöfen Niebüll und Westerland kann man sie noch erleben. Aber auch kleinere Bahnhöfe, wie Keitum, Klanxbüll oder Stedesand (wo keine Züge mehr halten) funktionieren noch wie einst. In Langenhorn gibt es sogar noch eine mechanisch betriebene Blockstelle inmitten der schönen Marschlandschaft.    

Felix Löffelholz

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