Die Eisenbahn im Saarland: Ohne Grenzen

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Im November 1979 stießen zwei Güterzüge auf der Saarstrecke zwischen Völklingen und Luisenthal frontal zusammen. Ursache des Unfalls war ein Fehler des Fahrdienstleiters, der beiden Zügen auf der durch eine Baustelle bedingten, eingleisigen Strecke grünes Licht gab. Die Lokomotiven 140 096 und 140 182 wurden sehr stark beschädigt, ihre Lokführer schwer verletzt.

Straßenbahn adé
Im Stadtgebiet von Saarbrücken ging 1965 ein wichtiges Kapitel Bahngeschichte zu Ende: Am 22. Mai trat die Straßenbahn zu ihrer letzten Fahrt an und wurde von der Bevölkerung gebührend verabschiedet. Bereits im Jahr 1961 musste die letzte Straßenbahn der Saarlouiser Kreisverkehrsbetriebe ihren Dienst quittieren. In der Kreisstadt Neunkirchen dagegen hielt sich die Tram noch bis 1978.

Der langsame Abschied vom Dampf
Vor dem Abriss des Bahnbetriebswerkes Saarbrücken Rbf Ende der 1960er-Jahre wurden alle Saarbrücker Dampfloks im Bw am Hauptbahnhof zusammengezogen, welches zu diesem Zeitpunkt schon teilweise demontiert war. Zwischen Hauptbahnhof und Rangierbahnhof entstand bis November 1972 ein modernes Werk, welches für eine Kapazität von 200 Triebfahrzeugen ausgelegt war.

In Dillingen hielt man noch eine Handvoll 50er vor, welche die von der Hüttenstadt ausgehenden Strecken bedienten. Einer der spektakulärsten Schienentransporte im Bereich der BD Saarbrücken war seit 1971 der mehrmals täglich verkehrende Flüssigeisenzug, im Volksmund „Suppenzug“ genannt. Dessen Transport war bis 1976 eine der Hauptaufgaben der Dillinger 50er, welche die befüllten Torpedowagen von der Dillinger Hütte über die Niedtalbahn bis ins französische Bouzonville beförderten. Nach 1976 übernahmen 218er und später die 290 diesen Transport.

Während der Stern der schwarzen Kolosse mehr und mehr verblasste, gewann der moderne Zugverkehr ständig an Bedeutung. Mit dem Einzug der ersten VT 24 (624) zum Fahrplanwechsel am 30. Mai 1965 wurden weitere Dampfloks der Baureihen 01, 03, 38 und 39 auf der Eifel-, Mosel- und Saarstrecke arbeitslos. Teilweise bedienten die Trierer VT 24 über Saarbrücken hinaus verschiedene Strecken in der Vorderpfalz.

Mit den Bezeichnungen „TEE 50“ und „TEE 51“ durchfuhr 1970 der erste Trans-Europa-Express auf der Relation Frankfurt – Paris das Saarland. Der Zug mit dem Namen „Goethe“ war mit der modernen SNCF-„Mistral“-Garnitur ausgestattet. Sein Vorgänger bestand aus VT 08- und VT 12-Garnituren des Bw Frankfurt-Griesheim.

Mit der wachsenden Zahl neuer Dieselloks der Reihen V 100 und V 160, die bei verschiedenen Bw’en im Direktionsbezirk stationiert wurden, stieg gleichzeitig die Anzahl der ausgemusterten Dampfrösser. Eine wahre Ausmusterungswelle erfasste einen Großteil der schwarzen Giganten bei der BD Saarbrücken in den 1960er-Jahren, das Ausbesserungswerk Trier schien auf Grund der zahllosen, auf „z“ gestellten Loks aus allen Nähten zu platzen. Dies war die Geburtsstunde des größten Lokomotivfriedhofes der Deutschen Bundesbahn, dem in Karthaus bei Trier. Er sollte in der Folge zahlreiche Eisenbahnfreunde anziehen.

Kräftig Dampf machten die Saarberg-Lokomotiven noch im Jahre 1974. Neun Loks taten noch auf den Zechen Göttelborn, Luisenthal, Reden und Ensdorf ihren Dienst. Ihr Ende war jedoch, ähnlich wie bei der DB, in greifbare Nähe gerückt.

Der Berufsverkehr war im damaligen Industrierevier Saar besonders hoch. 150.000 Menschen benutzen im Tagesdurchschnitt die Bahn, im Saarbrücker Hauptbahnhof betrug die Zahl der Züge während eines Tages 900.

„Feuer aus“ hieß es dann endgültig am 29. Mai 1976 für die Dampflokomotiven der BD Saarbrücken. Ein wahres Volksfest fand an diesem Samstag auf dem Saarbrücker Hauptbahnhof statt, als sich ein Sonderzug mit elf Schnellzugwagen in Richtung Trier in Bewegung setzte. Als Zuglok fungierte die Saarbrücker 50 1446, während die 050 607 als „Angstlok“ dem ausverkauften Lindwurm, von den Fahrgästen unbemerkt, im Blockabstand hinterher fuhr.

Modernisierung und Museumsbahnen
Als Vorreiter für die moderne Schienenstraßen-Steuerung erprobte die DB ab 1972 auf der Strecke Saarbrücken – Homburg ihre erste Betriebssteuerzentrale (BSZ). Ausgeweitet wurden die Versuche von Homburg bis Bruchmühlbach sowie auf den Linien Rohrbach – Zweibrücken, Homburg – Zweibrücken und Saarbrücken – Saargemünd (F). Mit der Errichtung und dem Ausbau der BSZ war die Voraussetzung geschaffen, die Streckensteuerung ab 2003 der Betriebszentrale (BZ) Karlsruhe zu übertragen.

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