LIREX und „Mopsgesicht“

Seiten


Nur ein Jahr im Planbetrieb
Nach einer gut 20 Monate andauernden umfangreichen technischen Erprobung ging der Prototyp-LIREX ab 2002 im Raum Magdeburg in den Plandienst. Für gut ein Jahr bot er hochwertigen Regionalverkehr auf der Strecke Magdeburg – Stendal – Wittenberge (zeitweise sogar bis Ludwigslust). Dann, im Sommer 2003, kam der Zug ins AW Dessau, wo aus dem dieselektrischen ein rein elektrisches Fahrzeug werden sollte. Auch wollte man die schon bei der Vorstellung 2000 vorgesehenen Schwungradspeicher einbauen.

Doch der Umbau wurde nie vollendet. Es scheint, als hätte man damals sowohl bei der DB als auch beim Hauptförderer des Zuges, der NASA Sachsen-Anhalt, das Interesse an dem Fahrzeug verloren. Das mag in beiden Fällen durchaus unternehmens- bzw. auch parteipolitische Gründe haben. Nicht nur für Hartmut Mehdorn, auch für die seit 2002 amtierenden CDU/FDP-Regierung in Magdeburg hatte der schienengebundene Nahverkehr keine Priorität. Seit 2006 befindet sich der Prototyp-LIREX abgestellt in Delitzsch.

Auf Jakobsdrehgestellen rollt die Serie
Das Konzept konnte sich zunächst nur im Export durchsetzen. Nachdem Alstom-LHB einen neuen Flughafen-Express für die schwedische Hauptstadt Stockholm (X40) entwickelt hatte, leitete man aus dem LIREX einen neuen, sechsteiligen auf Drehgestellen laufenden S-Bahn-Zug für Stockholm ab. Dieser X60 wurde bis 2008 in insgesamt 71 Exemplaren gebaut, weitere zwölf sind derzeit in der Fertigung. Die schwedischen Züge erhielten bei Alstom den Produktnamen Coradia Nordic (Coradia steht allgemein als Familienname für alle Regionalfahrzeuge aus dem Hause Alstom und Nordic für den Einsatzraum Schweden).

Der Übergang vom KERF zum Drehgestell lag vor allem daran, dass der LIREX eine Radpaarfahrmasse von rund 21 Tonnen hatte – zu schwer für manche Regionalstrecke. Der Nachteil der Bauform mit Drehgestellen allerdings ist neben dem etwas höheren Gesamtgewicht vor allem der Verlust der durchgehenden Niederflurigkeit. Jetzt haben die Züge über den Drehgestellen wieder Hochflurbereiche, was bei den doch eher niedrigen Fenstern die Sicht dort sehr einschränkt.

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter