Allerletzter 601-Plandienst

Er tanzte nur einen Sommer - DB-601

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  • ICt 130 Berlin Hbf (6.10) – HH-Altona (10.35)
  • ICt 139 HH-Altona (19.08) – Berlin Hbf (23.27).

Die tägliche Laufleistung betrug 648 Kilometer. Die DR wurde den Erwartungen gerecht: Der Zug wurde trotz der langen Fahrzeiten auf Grund der Zeitlage und des überragenden Komforts so gut angenommen, dass er häufig überlastet war. Die Einnahmen für die Reichsbahn beliefen sich in den acht Wochen auf 450.000 DM.

Erhebliche Probleme bereitete der allgemein schlechte Betriebszustandes des Triebzuges: Wegen der fehlenden Betriebsbücher, nicht intakter Induktiver Zugsicherung (Indusi), loser Radreifen an dem einen und Kabelbrand an einem anderen Mittelwagen wäre beinahe schon die Vorstellungsfahrt gescheitert. Unbürokratisch erhielt die DR vom AW Nürnberg ein neues Drehgestell und vom Bw Hamm Indusi und Zugbahnfunk.

Auch in der Folgezeit ließ sich der Betrieb nur mit großem Improvisationstalent der DR aufrecht erhalten. Ohne zusätzliche Mittelwagen und zumindest einen zweiten Triebzug ließ sich auf Dauer kein Planbetrieb durchführen.

So verkehrte das Zugpaar ICt 130/139 nach Ablauf der angesetzten Probezeit am 29. September 1990 zum letzten Mal als Triebzug. Damit fuhr auch an diesem Tag letztmals ein ehemaliger TEE-Triebzug der Deutschen Bundesbahn im Planbetrieb.

Ab dem folgenden Tag fuhren sowohl der IC 130/139 als auch der neu eingelegte IC 133/138 als lokbespannte Züge (Baureihe 132 der DR mit IC-Wagen der DB). Am 10. Dezember 1990 kehrte der 601-Triebzug nach Bergamo in Italien zurück.

Gegenleistung: Aufarbeitung der 01 0519
Die Kosten für die Anmietung des 601-Zuges bezahlte die Reichsbahn dem Triebwageneigner durch Naturalausgleich in Form der Abgabe der aufzuarbeitenden 01 0519 in betriebsfähigem Zustand. Die ehemalige Schnellzug-Dampflok war seit Anfang 1983 Heizlok bei einer Brauerei in Greifswald und stand nun zur Verschrottung an. Ab dem 2. November 1990 erfolgte ihre Aufarbeitung im Raw Meiningen, ihre erste Probefahrt fand am 3. Januar 1991 statt, die Abnahmefahrt am 10. Januar. Die Aufarbeitung der Maschine wurde in allen Einzelheiten filmisch dokumentiert.
   
Zeno Pillmann

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 02/10

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