Reichsbahn-Bw Lübeck: Dieselhochburg Lübeck

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Von 27 Loks wurden täglich 22 benötigt und erreichten eine Tageslaufleistung von durchschnittlich nur 464 Kilometern. Nachdem 1982 alle noch vorhandenen 220 der DB beim Bw Lübeck zusammengezogen worden waren, wurde kurzerhand im Januar/Februar 1984 ein Teil der Maschinen auf »z« gestellt und unverzüglich zum AW Nürnberg überführt. Die restlichen Loks wurden zum Sommerfahrplan 1984 abgestellt und im August als Schrott zum AW Nürnberg abgefahren. Nur die 220 041 stand noch bis September 1984 im Bw Lübeck herum und wurde dann ebenfalls nach Nürnberg gebracht. Die 220 040 hatte im Frühjahr 1983 im Bahnhof Bad Oldesloe einen schweren Auffahr­unfall und wurde im Bw Lübeck zerlegt. Als letzte und einzige 220 ist noch die V 200 007 als Museumslok in Lübeck vorhanden und untersteht dem DB Museum Nürnberg. Die Maschine wird von einer BSW-Gruppe, bestehend aus Handwerkern und Lokführern, betreut. Die Maschine hat schon seit zehn Jahren Fristablauf, ist also längst nicht mehr betriebsfähig. Trotzdem wird von der BSW-Gruppe einmal im Monat eine Durchsicht gemacht, bei der auch die Motoren einmal gestartet werden und wenige Meter hin- und hergefahren wird, damit alles gangbar bleibt.

V 160, V 100 und V 65

1964 erhielt Lübeck vom Bw Hamburg-Altona zehn Vorserien-V 160. Aus Neuanlieferungen kamen noch Serienlokomotiven hinzu, so dass sich Ende 1964 insgesamt 17 V 160 beim Bw Lübeck befanden. Im Mai 1969 mussten alle 216 wieder abgegeben werden, die Leistungen übernahmen Altonaer 220.

Anfang 1963 bekam Lübeck die ersten V 10020 zugeteilt. Diese Maschinen, ab 1968 als 212 bezeichnet, ersetzten eine große Zahl der in Lübeck noch vorhandenen Dampflokomotivbaureihen 38, 50 und 78. Am 1. Januar 1983 erhielt Lübeck den gesamten 212-Bestand des Bw Hamburg-Altona. Im Mai 1986 kamen noch vier 212 vom Bw Osna­brück Hbf dazu, zwei Loks wurden nach Flensburg abgegeben.

In Lübeck wurde immer wieder versucht, die nicht steuerfähigen 212 abzugeben oder gegen steuerfähige zu tauschen. Die letzten 212er wurden im Mai 1998 zu den Bw’en Osnabrück und Saarbrücken abgegeben. Die Lübecker 212 007 ist heute betriebsfähig bei der DGEG in Bochum-Dahlhausen.

Zum 22. Mai 1966 kamen die V 65 001 – 005 zum Bw Lübeck, waren dort aber nur bei Fristarbeiten zu sehen, da sie ausschließlich in Puttgarden Rangierdienste leisteten. Am 30. September 1972 wurden alle 265 zum Bw Hamburg-Altona umbeheimatet, die Rangierdienste von der 260 übernommen.

Ersatz für die 221: 218

Die ersten 218 kamen zum Sommerfahrplan 1978 beim Bw Lübeck zum Einsatz und ersetzten rasch die 221. Das Bw Altona gab damals seinen Bestand an 218 an das Bw Lübeck ab. Aus Neuanlieferungen folgten weitere 218, so dass man ab Herbst 1980 auf die restlichen Maschinen der Reihe 221 verzichten konnte. Mit Abgabe der 220 erhielt Lübeck weitere 218 aus Flensburg und Braunschweig.

Als das Bahnbetriebswerk Flensburg all seine 218 abgegeben hatte und kurz vor der Elektrifizierung der Strecken Hamburg-Altona – Kiel und Neumünster – Flensburg war das Bw Lübeck mit 126 Exemplaren der Baureihe 218 das mit Abstand größte 218-Bw der DB.

Zum Schluss dürfen die Kleinlokomotiven der Leistungsgruppen 1, 2 und 3 nicht vergessen werden. Ab 1. Januar 1968 erhielten auch diese EDV-Nummern und hießen von nun ab 321, 322, 323, 324, 332 und 333. Diese kleinen, im Betrieb billigen Loks, werden auch von Rangierern gefahren und spielen überall dort das »fleißige Lieschen«, wo eine Regellokomotive zu aufwändig wäre.

Am 1. Januar 1982 wurde das Bw Puttgarden als eigenständige Dienststelle aufgelöst und zur Außenstelle herabgestuft, die 265 001 – 005 kamen zum Bw Lübeck. Die Außenstellen Ratzeburg, Mölln und Eutin existieren ebenfalls schon lange nicht mehr. Die Außenstelle Büchen kam zum Bw Hamburg Hbf, als einzige Außenstelle gehörte noch Puttgarden zum Bw Lübeck.

Umwälzungen durch die Vereinigung

Von 1986 bis 1989 gab es beim Bw Lübeck wenig Veränderungen in organisatorischer Hinsicht und bezüglich des Triebfahrzeugbestandes. Eine Zeit großer Ereignisse und daraus folgender Veränderungen brachte der 9. November 1989. Schon in der Nacht zum 10. November 1989 passierten Tausende DDR-Bürger die bis dahin undurchlässige Grenze. In den folgenden Tagen und Wochen hatte der Lübecker Bahnhof einen wahren Ansturm von Zügen aus Richtung Osten aufzunehmen. Die aus vier vierteiligen DR-Doppelstockeinheiten gebildeten Züge waren in der Lage, gut 2.000 Menschen zu befördern – die Eisenbahn konnte zeigen, zu welch gewaltigen Transportleistungen sie fähig ist. Der Bahnhof selber und der Bahnhofsvorplatz glichen einem einzigen Menschenmeer.

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