Spitzname »Rollwagen«

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Kriegsverluste
Nach der Annektion des Sudetenlandes 1938 durch Nazideutschland wurden die südlich des Erzgebirges liegenden CSD-Strecken der Direktion Dresden zugeschlagen. Nach Abzug der CSD-Loks waren die „Rollwagen“ auf Grund ihrer Achslast und Leistung besonders für diese Strecken geeignet. Also wurden Maschinen der sächsischen Baureihe 382-3 zu den Bw’en Aussig, Bodenbach, Brüx und Komotau umgesetzt. Als zuständiges Ausbesserungswerk für die gesamte Baureihe 382-3 wurde statt Chemnitz das Werk in Komotau zugewiesen.
Alle Lokomotiven der Baureihe 382-3, die sich am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei befanden, waren somit verloren und der Bestand an „Rollwagen“ bei der DR reduzierte sich schlagartig von ehemals 134 Loks auf ca. 70 Stück. Auch die Reparatur von fünf Lokomotiven, die aus Frankreich während des Krieges nach Sachsen zurückgeführt worden waren, änderte diese Situation nicht wesentlich.

Beheimatet waren die „Rollwagen“ ursprünglich schwerpunktmäßig in den Bahnbetriebswerken Adorf, Buchholz, Chemnitz Hbf, Nossen, Zwickau, Bautzen, Werdau, Freiberg. Weitere Bw’e hatten nur geringe Stückzahlen der sächsischen 38er. Erst in den 1930er-Jahren sind einzelne Exemplare der Baureihe 382-3 in der Rbd Regensburg zum Einsatz gekommen. In der Bundesrepublik war nach dem Kriegsende nur eine Lok, die 38 271, in Minden (Westf) vorhanden. Durch einen Lokaustausch war sie aus Ungarn in den Westen Deutschlands gekommen.

Bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR wurde jede Lok gebraucht, und so wurden die fünf Loks aus Frankreich wieder repariert, ihre späteren Loknummern waren 38 204II, 38 351 – 354. Wegen der geringen Achslast und des großen Aktionsradius mit dem Schlepptender wurden nun auch einige Loks außerhalb Sachsens in der Direktion Magdeburg im Bw Brandenburg und in Ketzin beheimatet. Im Zuge des Traktionswandels wurden die „Rollwagen“ ab 1966 verstärkt ausgemustert, so dass Ende 1970 nur noch drei 382-3 in Nossen, drei in Brandenburg und eine Lok in Hilbersdorf einsatzfähig waren. Diese hatten auch noch die neue EDV-Nummer mit einer zwischengestellten „5“ bekommen. Im Jahr 1972 schieden als letzte die 38 5268 vom Bw Brandenburg und die 38 5308 des Bw Nossen aus. Damit existierte nur noch die schon ausgemusterte spätere Museumslok 38 205.

Die Museumslokomotive 38 205
Schon frühzeitig hat das Verkehrsmuseum Dresden in Verbindung mit der DR und deren Versuchs- und Entwicklungsstelle auf die Erhaltung eines „Rollwagens“ hingearbeitet.

Hatte man Ende der 1960er-Jahre für Ausstellungen und Sonderfahrten noch eine kleine Auswahl, so war ab 1972 außer der schon im Jahr 1969 festgelegten 38 205 nichts mehr vorhanden. Die im Jahr 1910 mit der Fabriknummer 3387 von Hartmann in Chemnitz gelieferte sächsische XII H2 war zum Zeitpunkt der Auswahl die älteste 382-3 und hatte erst 1965 noch einen Tauschkessel mit dem Baujahr 1925 bekommen. Am 1. Juni 1968 war nach 2,2 Millionen Einsatzkilometern ihr letzter Betriebstag im Bw Nossen gekommen, trotzdem war die 38 205 noch keineswegs verschlissen.

Nachdem im Jahr 1968 auf einer Ausstellung in Radebeul Ost die 38 222 gezeigt worden war, steigerten die DR und das Verkehrsmuseum Dresden zum Morop-Kongress 1971 die Ansprüche und zeigten in Radebeul Ost die kalte 38 205 mit niedrigem Umlauf und die 38 308 mit hohem Umlauf als betriebsfähige Zuglok vor einem Sonderzug nach Königstein am 20. August 1971.

Obwohl nach dem Morop-Kongress 1971 die Lok 38 205 auf vielen Ausstellungen gezeigt wurde, war immer wieder der Wunsch nach einer betriebsfähige Aufarbeitung zu hören. Zwischenzeitlich waren 1972 äußerliche Verbesserungen, wie die Anbringung des Mittelverschlusses der Rauchkammertür und der Wechsel des Schornsteins, vorgenommen worden.

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