Die Baureihe 82. Die erste Neubaudampflok der Bundesbahn

Die Baureihe 82: Vielseitig und schnell

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Westerwald: Güterzuglok
Schwere Güterzüge, Übergaben und Rangierdienst waren das tägliche Brot der 82er des Bw Altenkirchen, das seine ersten Loks 1951 erhalten hatte. 15 Jahre lange setzte das kleine Bw seine sechs 82er auf verschiedenen Westerwald-Strecken ein, bis es im Mai 1966 aufgelöst wurde und seinen Lokbestand an das Bw Koblenz-Mosel abgab. Da es auch Zugänge von anderen Betriebswerken gab, beheimatete Koblenz insgesamt elf 82er.

Am Einsatzgebiet der Loks änderte sich gegenüber Altenkirchener Zeiten nicht viel, sieht man von einigen durchaus erwähnenswerten Personenzugleistungen ab. Einsatzschwerpunkt war der Raum Siershahn, in dessen kleiner Lok-Einsatzstelle immer mehrere 82 übernachteten.

Fristabläufe dezimierten schließlich ab 1967 den Koblenzer Bestand zusehends; das Jahr 1972 erlebten mit 082 021 und 082 035 nur noch zwei Betriebsloks. Erstere wurde im Januar mit einer Abschiedsfahrt in den Ruhestand entlassen, letztere dampfte im März 1972 noch zu einer Ausbesserung ins AW Lingen, die aber nicht mehr durchgeführt wurde.

Freudenstadt: Steilstrecken-Stars
1955 erhielt das Schwarzwald-Bw die beiden Loks 82 040 und 041 frisch ab Werk (Esslingen). Die beiden Neubauloks sollten die fünf ebenfalls mit Gegendruckbremse versehenen 94.5 auf der Steilstrecke Schönmünzach – Freudenstadt Stadt – Freudenstadt Hbf ergänzen.

Güterzüge, Personenzüge, Eilzüge, Kurswagen-Gruppen, Reisebüro-Sonderzüge; hier gab es reichlich zu tun für die Steilstrecken-Dampfloks, besonders schwere Züge wurden von einer Lok gezogen und von zweien nachgeschoben. Und die 82 bewährte sich hier bestens, trotz erhöhtem Wartungsaufwand in der Werkstatt infolge der hohen Beanspruchung.
Leistungsmäßig waren die Neubauloks den 94.5 haushoch überlegen. Zwischen 1956 und 1966 leisteten die beiden 82 mehr Kilometer als die fünf 94.5 zusammen! Im Sommer 1966 war Schluss, neue V 100 mit hydrodynamischer Bremse ersetzten die 82, die nach Koblenz abwanderten. Hier durften sich die beiden Gegendruck-82er weiter auf einer Steilstrecke bewähren: Aber was waren ein paar Güterwagen, die von Linz (Rhein) nach Kalenborn zu ziehen waren, schon gegen die langen Reisezüge voller Touristen im Schwarzwald? Nur die 94.5 durften in Freudenstadt noch ein paar Monate die klare Schwarzwaldluft verqualmen.

Ironie des Schicksals: Sowohl in Emden und Hamburg als auch in Koblenz überlebten die „Vorgänger“ der Baureihe 94.5 die Neubaulok. Warum? Die 82er mussten mit abgelaufenen Fristen abgestellt werden, die Anlieferung neuer Dieselloks verzögerte sich, also musste wieder auf die alten Preußen zurückgegriffen werden.

Emden: Die Rangierlok
Fast 20 Jahre lang – von 1951 bis 1970 – wurden in Emden Loks der Baureihe 82 (ab 1968: 082) eingesetzt. Die kleine Stadt verfügte über einen bedeutenden Hafen und einen Rangierbahnhof, auf dem sich die 82er austoben konnten: Zeitweise war mehr als ein Dutzend 82er in Emden beheimatet. Hinzu kamen Übergabefahrten in die nähere Umgebung, selbst Personenzüge zum Außenhafen wurden zeitweise mit der 82 gefahren; keine besondere Aufgabe übrigens, in der Dampflok-Endzeit waren selbst 012 (01.10 Öl) vor diesen Zügen zu sehen, wobei in einer Richtung mangels Drehscheibe rückwärts gefahren werden musste.

Bis 1970 mussten die Emdener Maschinen reihenweise mit abgelaufenen Fristen aufs Abstellgleis gefahren werden: Neue V 90 übernahmen mit einigen altbrauchbaren 94ern ihre Dienste. Erwähnung verdient an dieser Stelle auch, dass einige Emdener 82er von der Ablieferung bis zur Ausmusterung hier stationiert waren, also der Ostfriesen-Metropole Zeit ihres Loklebens treu blieben.

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