„Lollo“ auf Schienen

Die italienische Filmdiva Gina Lollobrigida, berühmt in den 1960er-Jahren, verhalf einer Lok zu ihrem Spitznamen. Da ist es nur gerecht, dass einige der Maschinen nach Italien kamen und dort auch noch ab und an im Einsatz sind.

 
Am 29. Juli 2009 fuhr die 216 001 in DB-Lackierung einen Foto-Güterzug von Reggio Emilia nach Dinazzano und zurück Foto: Matthias Boerschke © Matthias Boerschke

Sowohl Eisenbahner als auch Eisenbahnfreunde nannten sie schlicht „Lollo“. Gemeint waren die Vorserien-Dieselloks der Reihe V 160, deren rundliche Fronten an die weiblichen Rundungen des seinerzeitigen Filmstars Gina Lollobrigida erinnerten. Die Nachfolgerinnen der „Lollo“ in Form der kantigen Baureihe 218 prägen noch heute das Bild der Dieseltraktion in Deutschland.

Als 1949 die Deutsche Bundesbahn gegründet wurde war klar, dass die Dampflok den Wiederaufbau zu stemmen hatte – bereits 1950 verließen die ersten Neubau-Dampfloks der Baureihen 23 und 82 die Werkshallen. Die Zukunft der Zugförderung auf Hauptstrecken sah man in der elektrischen Traktion, doch war aus finanziellen Gründen an ein großzügiges Elektrifizierungsprogramm noch nicht zu denken. Das änderte sich erst, als die Bundesländer Geld für die Elektrifzierung „ihrer“ wichtigsten Strecken in Aussicht stellten.

Und die Dieseltraktion? Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Dieselmotor bei der Reichsbahn erste Triumphe gefeiert, und schon 1950 hatte das BZA München ein Diesellok-Typenprogramm aufgestellt, das zukunftsweisend auf hydraulische Kraftübertragung und Gelenkwellenantrieb setzte: Die V 80 und die V 200 wurden aus diesem Programm realisiert und prägten – obgleich in nur relativ geringer Stückzahl gebaut – das Bild der modernen Bundesbahn.

Im zweiten Diesellok-Programm von 1956 war neben den Baureihen V 60 und V 100 auch schon eine V 160 vorgesehen: Eine vierachsige Drehgestelllok mit einer einzigen Motoranlage und 1.600 PS für den leichten Dienst auf Hauptbahnen. Mit der Entwicklung ließen sich die DB-Verantwortlichen allerdings Zeit, Vorrang hatte die Beschaffung der V 60 und der V 100. Zudem war seinerzeit noch kein serienreifer 1.600-PS-Traktionsmotor lieferbar, wie er zunächst vorgesehen war; außerdem befand sich die Dampflok-Baureihe 23, deren Leistungsspektrum die V 160 unter anderem abdecken sollte, noch in der Auslieferung.

1958 schließlich wurde die Firma Krupp mit der Entwicklung der V 160 beauftragt, die sechs Prototypen liefern sollte. Im Juli 1960 war die erste Lok dann fertig: Nun sogar 1.900 PS Motorleistung, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit und 18 Tonnen Achslast lauteten die Eckdaten der Lok, die die Baureihen 03, 23 und 3810 im Reisezugdienst sowie die Baureihe 50 im Güterzugdienst ersetzen sollte. Schon im Jahr zuvor hatte Henschel den Auftrag erhalten, vier weitere Vorserienloks zu bauen. Die Technik der „Lollo“ soll hier nur stichwortartig beschrieben werden: Der massive Untergestellrahmen trägt den mittragenden Kastenaufbau aus Stahl und Blech, auffällig die bauchige Formgebung der Lokfronten, die einen hohen Herstellungsaufwand bedingten – die letzte Vorserienlok V 160 010 trägt bereits die kantige Front, wie wir sie heute noch von der 218 kennen.

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